Berlin, München (epd). Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ist unzufrieden damit, wie der Vatikan mit dem Fall des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki umgeht. In einem Interview der in Berlin erscheinenden „Welt am Sonntag“ beklagte er eine mangelnde Transparenz des Verfahrens: „In Köln gab es zum Beispiel diese päpstliche Visitation. Aber bis heute kennt wohl niemand den Visitationsbericht. Selbst der Apostolische Nuntius in Berlin sagt mir, er kenne ihn nicht.“
Woelki sieht sich vor allem wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zunehmender Kritik ausgesetzt. Nicht nur Reformgruppen und Laienorganisationen, auch kirchliche Mitarbeitende und mehrere Stadtdechanten brachten ihren Protest zum Ausdruck.
In solchen Situationen müsse es „transparente und nachvollziehbare“ Verfahren geben, forderte Marx. „Was tun wir in Situationen, in denen zwischen dem Bischof und seinen Gremien oder dem Volk Gottes etwas grundlegend in Unruhe gerät? In solchen Fällen einfach zu sagen: 'Die Zukunft eines Erzbischofs ist die Sache Roms, das geht die Ortskirche gar nichts an' - das finde ich, vorsichtig ausgedrückt, suboptimal“, sagte der Münchner Erzbischof der Zeitung. „Natürlich muss der Papst in so einer Frage einbezogen werden, aber das geht nicht am Volk Gottes vorbei. Dazu braucht es klar geregelte Verfahren. Die fehlen uns.“
Vor gut einem Jahr hatten päpstliche Gutachter den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen geprüft. Im Herbst entschied Papst Franziskus, dass Woelki im Amt bleibt, schickte ihn aber in eine fünfmonatige Auszeit. Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf. Er reichte zugleich ein Rücktrittsgesuch ein. Die Entscheidung des Papstes darüber steht noch aus.