Berlin (epd). Ein später Renteneintritt verschlechtert einer Studie zufolge den Gesundheitszustand der betroffenen Beschäftigten. Das gilt vor allem mit Blick auf psychische Krankheiten wie Stimmungsstörungen, aber auch für körperliche Erkrankungen, beispielsweise Übergewicht und Arthrose, wie es in einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) heißt.
DIW-Rentenexpertinnen und -experten haben die Abschaffung der sogenannten Altersrente für Frauen im Jahr 1999 untersucht. Bis 2011 konnten Frauen unter bestimmten Voraussetzungen bereits mit 60 Jahren und Abschlägen in Rente gehen. Frauen der Geburtsjahrgänge ab 1952 hatten diese Option nicht mehr; sie konnten sich in der Regel frühestens mit 63 Jahren verrenten lassen. Auf der Basis von Daten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben die Studienautoren den Geburtsjahrgang 1951 - also den letzten, der von der alten Regelung profitieren konnte - und den Jahrgang 1952 unter die Lupe genommen und deren Gesundheit verglichen.
Die Berechnungen des DIW ergeben, dass stressbedingte Krankheiten bei 60 bis 62 Jahre alten Frauen des Jahrgangs 1952 im Vergleich zum Jahrgang 1951 um 0,8 Prozentpunkte auf rund 23 Prozent stiegen. Die Häufigkeit von Stimmungsstörungen nahm im Zuge der Rentenreform um 0,9 Prozentpunkte auf etwa 19,5 Prozent zu. „Arbeit ist offenbar insbesondere in höherem Alter mit Stress verbunden und überfordert einen Teil der Beschäftigten“, resümiert die Studienautorin Mara Barschkett.
Bei körperlichen Erkrankungen fällt das Bild nach den Angaben weniger eindeutig aus. Für Adipositas (Übergewicht) habe sich eine deutliche Zunahme von knapp einem Prozentpunkt auf etwa 14,5 Prozent ergeben. Auch Arthrose und Rückenbeschwerden traten demnach deutlich häufiger auf, wohingegen die Effekte auf Bluthochdruck und Diabetes nicht statistisch signifikant waren.
Um die gesundheitlichen Folgen eines höheren Renteneintrittsalters abzumildern, sprechen sich die Studienautorinnen und -autoren für präventive Gesundheits- und Bildungsinvestitionen aus. „Weiterbildung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort. Allerdings ist auch die Bereitstellung altersgerechter Arbeitsplätze wichtig.“
Da es jedoch immer Menschen geben werde, die in höherem Alter nicht mehr arbeiten können, seien darüber hinausgehende Lösungen gefragt, sagte Rentenexperte Johannes Geyer. „Eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters sollte daher mit Reformen und Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente einhergehen.“