Berlin (epd). Arbeitgeber können den Krankenstand durch eine soziale Unternehmensführung senken. Das geht aus dem AOK-Fehlzeitenreport 2022 hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt sind die Krankmeldungen im dritten Pandemiejahr im Vergleich zu den Vorjahren weiter gestiegen.
Ein Schwerpunkt des diesjährigen Fehlzeitenreports ist der Zusammenhang von Unternehmensführung, Krankmeldungen und Gesundheitszustand der Belegschaft. Arbeitnehmerinnen und -nehmer, die ihre Unternehmensführung als verantwortungsvoll einstufen, fehlten danach in den vergangenen zwölf Monaten 9,7 Tage, während Beschäftigte, die ihre Unternehmensführung als schlecht ansehen, 14,2 Tage wegen einer Erkrankung zu Hause bleiben mussten.
Auch beim Gesundheitszustand der Belegschaft fand das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) deutliche Unterschiede. Bei psychosomatischen Beschwerden wie Erschöpfung und Schlafstörungen lagen die Werte für die unzufriedenen Beschäftigten um rund 30 Prozentpunkte höher als bei den Kolleginnen und Kollegen, die ihre Unternehmensführung positiv bewerten. Bei körperlichen Leiden wie Rücken- oder Gelenkbeschwerden sowie Kopfschmerzen betrug der Unterschied rund 20 Prozentpunkte. Wut und Ärger kommen bei 86 Prozent der zufriedenen Beschäftigten nach deren Angaben sehr selten vor. Das können von den Unzufriedenen nur 45 Prozent sagen.
Entsprechend waren Leistungsbereitschaft und Arbeitszufriedenheit in gut geführten Unternehmen deutlich höher und die Bindung an die eigene Firma enger als in Unternehmen, deren Beschäftigte mit dem Führungsstil unzufrieden sind, ein wichtiger Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von 2.500 Erwerbstätigen im Februar und März dieses Jahres. Sie wurden danach gefragt, inwieweit sie ihre Unternehmen als fair, sozial verantwortlich, gemeinwohlorientiert und ökologisch nachhaltig handelnde Arbeitgeber wahrnehmen.
Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, sagte, in Krisenzeiten müssten sich nicht nur die staatlichen Institutionen bewähren. Auch private und öffentliche Unternehmen seien gefordert, über ihr Kerngeschäft hinaus Verantwortung zu übernehmen und zur Stabilisierung der Gesellschaft beizutragen.
Insgesamt ist der Krankenstand - der Durchschnitt der Fehltage an allen Tagen des Jahres - in der Corona-Pandemie weiter gestiegen. Dem Report zufolge wurde zwischen Januar und Juni 2022 ein Krankenstand von 6,6 Prozent registriert, während es 2021 im gleichen Zeitraum noch 5,1 Prozent waren. Die Spitze der Krankmeldungen wurde mit 7,8 Prozent im März dieses Jahres festgestellt. Die Angaben beruhen auf der Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen von rund 15,6 Millionen AOK-Versicherten.
Am stärksten von Corona-Infektionen betroffen waren Frauen: am stärksten Beschäftigte in der Kinderbetreuung und Erziehung sowie medizinische Fachangestellte, Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten und Pflegekräfte.