Diakonie-Präsident: "Sozialer Infrastruktur droht der Zusammenbruch"

Diakonie-Präsident: "Sozialer Infrastruktur droht der Zusammenbruch"

Berlin (epd). Mit Blick auf die hohen Energiepreise hat Diakonie-Präsident Ulrich Lilie vor einer massenhaften Schließung von Hilfs- und Betreuungseinrichtungen sowie Beratungsstellen gewarnt. „Der sozialen Infrastruktur droht der Zusammenbruch“, sagte Lilie dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Er forderte die Ampel-Koalition zu raschen Entlastungen auf.

Gemeinnützige Institutionen dürften aus rechtlichen Gründen kaum Rücklagen bilden und wüssten nun nicht, wie sie die gestiegenen Strom- und Gaspreise bezahlen sollten. „Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und können nicht noch Monate auf einen Energiepreisdeckel warten“, mahnte der Präsident der Diakonie Deutschland: „Sollten soziale Einrichtungen schließen müssen, leiden darunter die Schwächsten der Gesellschaft, die gerade jetzt jede Unterstützung brauchen.“

Der Chef der evangelischen Wohlfahrtsorganisation forderte die Ampel-Koalition zudem dazu auf, Hilfen für Geringverdiener und Bezieher von Sozialleistungen auf den Herbst vorzuziehen. „Diese Menschen leben oftmals von der Hand in den Mund, weil sie nie die Chance hatten, Vermögen aufzubauen“, sagte er. Sie hätten keine Möglichkeit, die hohen Energie- und Lebensmittelpreise zu kompensieren.

„Aus unseren Schuldnerberatungsstellen kommen dramatische Signale“, mahnte Lilie: „Viele Geringverdiener können sich nur noch über Wasser halten, weil sie ihre Konten überziehen und sich bei Angehörigen oder Freunden Geld borgen.“ Zwar sei es gut und richtig, den Regelsatz beim neuen Bürgergeld oder das Wohngeld ab Januar zu erhöhen. „Aber das kommt zu spät“, kritisierte der Diakonie-Präsident. Es dauere bis zu sechs Monate, bis beantragtes Wohngeld genehmigt und ausgezahlt werde.