Berlin (epd). Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, hat bessere Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne und Mitbestimmung für die Pflege im Gesundheitswesen gefordert. Zugleich warb sie um Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Vogler sagte zum Auftakt des diesjährigen Deutschen Pflegetags am Donnerstag in Berlin, wenn die professionelle Pflege durch eine ernsthafte Reform des Gesundheitswesens jetzt keine Unterstützung erhalte, „wird Pflege nicht mehr stattfinden“.
Vogler kritisierte, die Politik habe bis heute nicht erkannt, welche Leistungen professionelle Pflege erbringe: „Wir sind kein Assistenzberuf“, betonte sie. Sie erneuerte die Forderung des Pflegerats nach einem allgemeinen Heilberufegesetz, durch das die Kompetenzen der Pflegekräfte erweitert würden. Die Ampel-Koalition hat ein solches Gesetz angekündigt.
Die Arbeitsbedingungen hätten sich trotz zahlreicher gesetzlicher Änderungen nicht verbessert, kritisierte Vogler. Im Pflegealltag seien „Verletzungen des pflegefachlichen Anspruchs normal geworden“. Die Not sei groß, Veränderungen dauerten viel zu lange.
Vogler warnte, der Personalmangel in der Pflege komme angesichts einer alternden Bevölkerung „gleich nach der Klimakatastrophe.“ Im Jahr 2023 würden voraussichtlich 500.000 Pflegekräfte fehlen. Es könnten nur mehr Menschen für den Beruf gewonnen werden, wenn die Ausbildung und Arbeitsbedingungen verbessert würden, wenn es gute Aufstiegsmöglichkeiten gebe und die Bezahlung dem verantwortungsvollen Pflegeberuf angemessen sei. Das Grundniveau für einen gerechten Lohn müsse auf 4.000 Euro angehoben werden, verlangte Vogler.
Der Deutsche Pflegetag findet seit 2014 statt und ist inzwischen der wichtigste Kongress für die Pflege. Im Deutschen Pflegerat haben sich Berufs- und Pflegeverbände zusammengeschlossen, etwa der Hebammenverband, der Verband für Pflegeberufe oder Pflegewissenschaftler sowie Fachgesellschaften. Er gehört zu den Ausrichtern des zweitägigen Treffens mit mehreren tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern bis Freitag in Berlin.