Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Nach der äthiopischen Regierung haben auch die Rebellen in der umkämpften Region Tigray Friedensverhandlungen zugestimmt. Man werde der Einladung der Afrikanischen Union (AU) zu Gesprächen in Südafrika folgen, erklärte der Chef der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), Debretsion Gebremichael, in einer in sozialen Netzwerken verbreiteten Mitteilung vom Mittwoch. Die Gespräche sollen nach den Plänen der AU an diesem Wochenende stattfinden und den seit November anhaltenden Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung und der TPLF beenden.
Für einen gelungenen Start der Gespräche seien allerdings noch einige Fragen zu klären, erklärte Gebremichael, der bis zur zentraläthiopischen Militäroffensive in Tigray Regierungschef der Region war. Es wäre hilfreich zu wissen, ob eine Feuerpause geplant sei, ob es Beobachter oder Garanten bei den Gesprächen geben werde, welche Rolle der internationalen Gemeinschaft zukommen werde und welche Reise- und Sicherheitsvereinbarungen für das TPLF-Team vorgesehen seien.
Davor hatte der Sicherheitsberater der äthiopischen Regierung, Redwan Hussien, verkündet, seine Regierung habe die Einladung der AU angenommen. Laut dem britischen Sender BBC werden die früheren Präsidenten von Nigeria und Kenia, Olusegun Obasanjo and Uhuru Kenyatta, als Mediatoren fungieren.
Der Tigray-Krieg, der sich inzwischen auf mehrere Nachbargebiete ausgeweitet hat, hat zu einer humanitären Katastrophe in der Region geführt. Die Zentralregierung in Addis Abeba behindert und vereitelt immer wieder die humanitären Hilfslieferungen und andere Transporte nach Tigray. Millionen von Menschen haben nicht genug zu essen, Hunderttausende sind laut UN-Schätzungen auf der Flucht. Eine im März mühsam ausgehandelte Waffenpause hatte fünf Monate gehalten.
Die Kämpfe hatten im November 2020 in Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der in der Region herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Bis heute gibt es in der Region kein funktionierendes Telefon- und Internetnetz.