Indonesien: Trauer und Wut nach Tragödie im Fußballstadion

Indonesien: Trauer und Wut nach Tragödie im Fußballstadion
Polizeichef der Stadt Malang entlassen
Nach der Massenpanik im Stadion von Malang mehren sich in Indonesien Trauer und Wut. Erste Ermittlungen haben begonnen, ein führender Polizeibeamter wurde entlassen. Derweil ordnete die Regierung Entschädigungen für die Opferfamilien an.

Frankfurt a.M., Jakarta (epd). Nach der Massenpanik im Fußballstadion im indonesischen Malang mit mindestens 125 Toten ist der Polizeichef der Stadt, Ferli Hidayat, entlassen worden. Dies teilte ein Sprecher der nationalen Polizei laut der indonesischen Nachrichtenagentur Antara News am Montag mit. Die Regierung kündigte derweil Entschädigungszahlungen für die Familien der Opfer an. Den ersten Hinterbliebenen seien am Montag 15 Millionen Rupien (etwa 1.000 Euro) ausgehändigt worden, berichtete Antara News weiter. Insgesamt sollen für jedes Todesopfer rund 50 Millionen Rupien (knapp 3.340 Euro) überwiesen werden. Zuvor hatte Jakarta eine unabhängige Untersuchung angekündigt.

Am Samstagabend war es im Kanjuruhan-Stadion nach Ausschreitungen bei einem Erstliga-Spiel und dem Einsatz von Tränengas durch die Polizei zu einer Massenpanik gekommen. Unter den Todesopfern sind nach offiziellen Angaben auch mindestens 17 Kinder und Jugendliche. Mehr als 320 Menschen wurden verletzt.

Ein Gremium aus Beamten, Fußballfunktionären, Wissenschaftlern sowie Medienvertretern solle die tragischen Ereignisse in der Provinz Ostjava aufarbeiten, sagte Sicherheitsminister Mohammad Mahfud laut Antara News. Polizisten, die im Dienst Gewalt ausgeübt hätten, würden strafrechtlich verfolgt. Die Polizeibehörde erklärte derweil, sie habe 18 Beamte befragt, die Tränengas abgefeuert hätten. Auch gegen einige Soldaten soll ermittelt werden. Sie seien dabei beobachtet worden, wie sie Fußballfans geschlagen hätten, sagte Sicherheitsminister Mahfud.

Unterdessen fanden landesweit Mahnwachen für die Toten statt. Zugleich fordern Demonstrantinnen und Demonstranten, die beteiligten Polizisten zur Rechenschaft zu ziehen. In der Hauptstadt Jakarta sangen Trauernde „Mörder! Mörder!“ und befestigten Schilder mit der Aufschrift „Kanjuruhan-Massaker“ an Zäunen, wie der britische Rundfunksender BBC berichtete.

Auch international löste die Gewalt Bestürzung und Anteilnahme aus. In einem Kondolenzschreiben an den indonesischen Präsidenten Joko Widodo erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine „große Betroffenheit“ und sprach den Betroffenen und ihren Familien sowie der Bevölkerung sein Mitgefühl aus. Der Präsident der Fußball-Weltverbands Fifa, Gianni Infantino, sprach von einem „dunklen Tag“ für den Fußball. Ihr Mitgefühl äußerten auch UN-Generalsekretär António Guterres sowie Papst Franziskus. Menschenrechtsorganisationen forderten umfassende und unabhängige Ermittlungen.

Human Rights Watch sprach von einer „schockierenden Tragödie“. Alle Verantwortlichen sollten für diese Katastrophe zur Rechenschaft gezogen werden, unabhängig von deren Status oder Position, erklärte HRW-Expertin Minky Worden. Auch Amnesty International forderten Konsequenzen. Die Polizei selbst habe eingeräumt, dass sich die Todesfälle nach dem Einsatz von Tränengas ereignet hätten, welches die Massenpanik auf den Rängen ausgelöst habe, erklärte Indonesien-Chef Usman Hamid. Die Regeln der Fifa verbieten den Einsatz von Tränengas in Stadien.

Nach dem Spiel zwischen den Erzrivalen Arema FC und Persebaya in Malang war es zu Ausschreitungen gekommen. Tausende Anhänger hatten nach der 2:3 Heimniederlage von Arema den Platz gestürmt. Die Polizei hatte Tränengas eingesetzt, dem auch zahlreiche Menschen auf den Tribünen ausgesetzt wurden. Daraufhin kam es zu einer Massenpanik. Viele Opfer wurden zu Tode getrampelt oder erdrückt, andere waren erstickt.