Berlin (epd). Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, hält auch angesichts der angespannten Lage in vielen Unternehmen deutliche Lohnsteigerungen für angemessen. Die Forderungen der Gewerkschaften würden „nicht im luftleeren Raum entstehen“, sondern auf Grundlage der wirtschaftlichen Bewertung in den Branchen, sagte die DGB-Chefin der „Welt am Sonntag“.
Viele Unternehmen hätten dieses Jahr Rekorddividenden ausgeschüttet oder machten extrem hohe Zusatzgewinne, erklärte Fahimi. „Einfach zu sagen, es drohe schwierig zu werden, wenn die Arbeitnehmer nicht verzichten, das entspricht nicht unserem Verständnis von einem fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg.“
Für die Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten, brauche es Lösungen, fügte die DGB-Chefin hinzu. Dafür gebe es in den Tarifverträgen Öffnungsklauseln. „Wer aber glaubt, das gesellschaftliche Krisenmanagement allein auf die Lohnpolitik abwälzen zu können, der ist schief gewickelt“, unterstrich die Gewerkschafterin.
„Dass Beschäftigte Reallohnverluste einfach hinnehmen sollen, akzeptieren wir nicht“, betonte Fahimi. „Das wäre auch volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, denn die Kaufkraft sollte stabilisiert werden, anstatt sie zu schwächen.“ Zur Durchsetzung der Lohnforderungen seien auch in der aktuellen Situation Arbeitskampfmaßnahmen ein probates Mittel: „Streik ist ein Grundrecht und ein absolut legitimes Mittel, um Forderungen durchzusetzen.“