Frankfurt a.M., Genf (epd). Die Vereinten Nationen haben Regierungen weltweit dazu aufgefordert, ihren Druck auf das Militärregime in Myanmar zu erhöhen. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr tun, um den Zugang der Junta zu Geld und Waffen zu unterbinden, heißt es in einem Bericht des Hochkommissariats für Menschenrechte, der am Freitag in Genf veröffentlicht wurde. Der Terror der Militärs gegen die Bevölkerung müsse gestoppt werden. Das Militär herrscht in dem südostasiatischen Land seit einem Putsch vom 1. Februar 2021 gegen die zivile Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.
Es seien weitere gezielte finanzielle Sanktionen sowie ein Waffenembargo nötig, heißt es in dem UN-Bericht. Unter anderem müssten Myanmars Generäle vom Zugang zu Devisen abgeschnitten werden, die sie durch die von ihnen kontrollierten Unternehmen erzielten. Dazu zählten unter anderem Einnahmen durch Gas und Öl. Die bisher vorwiegend von westlichen Staaten wie den USA, EU, Großbritannien und Kanada verhängten Sanktionen reichten nicht aus, um das Militärregime finanziell zu isolieren. Zudem müsse die Weltgemeinschaft den Austausch mit Myanmars zivilgesellschaftlichen Organisationen verstärken.
Die Armut im Land habe sich mindestens verdoppelt, und das öffentliche Gesundheitssystem sei seit dem Putsch praktisch zusammengebrochen, bilanzierten die UN. Mehr als die Hälfte aller Kinder im schulpflichtigen Alter seien seit zwei Jahren von Bildung ausgeschlossen. Laut einem Bericht der Weltbank vom Juli leben inzwischen etwa 22 von 55 Millionen Einwohnern unterhalb der Armutsgrenze.
Laut einem Bericht des UN-Sonderberichterstatters für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, haben Russland, China und Serbien Waffen zur Niederschlagung von Protesten an Myanmars Militärregime geliefert hatten. Die Junta habe die Waffen seit dem Putsch gegen Zivilisten eingesetzt.
Seit dem Umsturz versinkt das südostasiatische Land in Chaos und Gewalt. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden mindestens 2.276 Menschen ermordet und über 15.500 Personen verhaftet. Zugleich ist der Widerstand gegen das Regime ungebrochen. Längst haben sich landesweit immer mehr lokale Gruppierungen formiert. Manche von ihnen kämpfen gemeinsam mit alteingesessenen Rebellenorganisationen der ethnischen Minderheiten, andere auf sich selbst gestellt. Derweil registrierten die UN innerhalb Myanmars etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge. Allein über 974.000 wurden seit dem Putsch vertrieben.