Frankfurt a.M. (epd). Eritrea mobilisiert einem Medienbericht zufolge seine Reservisten. Es würden Bürgerinnen und Bürger bis zum Alter von 55 Jahren aufgerufen, die Armee zu verstärken, berichtete der britische Sender BBC am Freitag unter Berufung auf Quellen. Am Donnerstag hätten viele Menschen in der Hauptstadt Asmara ihren Einberufungsbescheid erhalten und seien innerhalb weniger Stunden an die Grenze zur nordäthiopischen Konfliktregion Tigray gebracht worden. Reservisten in vielen anderen Landesteilen seien angewiesen worden, sich zu melden.
Kontrollen der Bevölkerung in Asmara haben laut dem Bericht in jüngster Zeit zugenommen. Sicherheitskräfte hielten die Menschen an und überprüften deren Dokumente, ob sie vom Militärdienst ausgenommen sind. In Eritrea gilt ein obligatorischer Militärdienst für Frauen und Männer, der auf unbestimmte Zeit verlängert werden kann und häufig mehrere Jahrzehnte dauert.
Die Mobilisierung sorgt für Angst, dass der Tigray-Konflikt weiter eskalieren könnte. Eritrea unterstützt das Vorgehen äthiopischer Truppen gegen tigrayische Kämpfer. Im August waren die Kämpfe in der Region nach einer mehrmonatigen Feuerpause wieder aufgeflammt. Die äthiopische Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) wiesen sich gegenseitig die Schuld für den Bruch der seit März geltenden Waffenruhe zu.
Der Krieg in Tigray ging im November 2020 aus einem eskalierten Machtkampf zwischen der dort herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung hervor. Inzwischen haben sich die Kämpfe auf benachbarte Regionen ausgeweitet. Der eritreischen Armee werden, so wie allen anderen Kriegsparteien auch, schwere Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen, darunter die Blockade humanitärer Hilfe für Bevölkerung und Geflüchtete, die Hunger leiden. Ende März hatte die Zentralregierung eine humanitäre Feuerpause angekündigt, die von der TPLF angenommen worden war.