Synodaler Weg: Enttäuschung über bischöfliche Ablehnung

Synodaler Weg: Enttäuschung über bischöfliche Ablehnung
Bis Samstag beraten katholische Laien und Geistliche über Kirchenreformen. Der erste Tag endete mit einem Eklat, weil eine Beschlussvorlage für Änderungen in der Sexualethik bei den Bischöfen durchfiel.

Frankfurt a.M. (epd). Das Scheitern einer Abstimmung über Änderungen bei der katholischen Sexualethik hat am Ende des ersten Tags der vierten Tagung des Synodalen Wegs Enttäuschung hervorgerufen. Der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen - Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ scheiterte am Donnerstagabend an der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe. Zwar sprach sich die Mehrheit der Delegierten des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main für das Papier aus, darunter auch eine Mehrheit der Bischöfe. Jedoch stimmten nur 33 Bischöfe und damit lediglich 61 Prozent dafür.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, er sei persönlich enttäuscht über das Ergebnis der Abstimmung, die den Statuten des Synodalen Wegs gemäß zustande gekommen sei. Bätzing kritisierte, dass einige seiner Bischofskollegen in der vorangegangenen Diskussion ihre Ablehnung der Argumente nicht deutlich gezeigt hätten. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, rief den Bischöfen zu: „Ich erwarte von den Bischöfen mit Ihrer Macht und Ihrer Verantwortung, dass Sie zu Ihrer Meinung offen stehen.“ Bätzing und Stetter-Karp sind Präsidenten des Synodalen Wegs, der 2019 von Bischofskonferenz und Zentralkomitee initiiert wurde.

Das nun gescheiterte Papier schlägt unter anderem vor, dass trans- und intergeschlechtliche Menschen im Taufregister ohne Angabe zum Geschlecht eingetragen werden können. Der Text würdigt die Vielfalt menschlicher Sexualität, er würdige die „positive Kraft der Sexualität“, hatte die Delegierte Birgit Mock bei der Einbringung des Textes in die Versammlung gesagt.

In der Diskussion vor der Abstimmung sprachen sich mehrere Bischöfe für die Neuorientierung in der Sexualmoral aus, darunter der ehemalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der für die Annahme des Textes geworben hatte.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser betonte, der Text verlasse das katholische Erbe nicht, sondern schreibe es fort. „Wir verraten das Evangelium nicht an den Zeitgeist“, sagte er.

Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sprachen sich für die Annahme aus. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp äußerte hingegen seine Ablehnung, auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst zeigte sich skeptisch.

Für die Beschlussfassung in zweiter Lesung ist eine doppelte Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, nicht nur die Delegierten müssen mit zwei Dritteln zustimmen, sondern auch die Bischöfe.

Bis Samstag beraten Laien und Geistliche auf der vierten Synodalversammlung des Synodalen Wegs über Kirchenreformen, die die Vertrauenskrise beenden sollen. Reformvorschläge gibt es auch für mehr Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche und mehr Beteiligung von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern.

Vor Beginn der Beratungen hatten Bätzing und Stetter-Karp die Hoffnung geäußert, dass es auf der vierten Synodalversammlung zu Beschlüssen komme. Stetter-Karp sagte, man stehe kurz vor der Ziellinie des Synodalen Wegs. „Ich will, dass wir gemeinsam über die Ziellinie laufen“, sagte sie. Die fünfte und letzte Synodalversammlung wird im März 2023 in Frankfurt am Main stattfinden.