Dortmund (epd). Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Einrichtung sogenannter Gesundheitskioske kritisiert. Diese Pläne seien ein „dreister Etikettenschwindel“, erklärte der stellvertretende KVWL-Vorsitzende Volker Schrage am Mittwoch in Dortmund. „Der Bevölkerung wird vorgegaukelt, in Gesundheitskiosken würde medizinische Betreuung stattfinden.“ In Wahrheit handele es sich vor allem um ein soziales Beratungsangebot. Der KVWL-Vorsitzende Dirk Spelmeyer kritisierte eine „teure und unnötige Doppelstrukturen der Beratung“.
Der Gesetzentwurf sieht die Einrichtung von bundesweit rund 1.000 Gesundheitskiosken vor. Diese sollten vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen und Regionen eine niedrigschwellige Beratung sowie eine Koordinierung der Versorgung und Vermittlung von Leistungen der medizinischen Behandlung anbieten. Auch medizinische Routineaufgaben wie Blutdruckmessen oder Verbandswechsel sollen dort durchgeführt werden. Die Finanzierung übernehmen weitgehend die Krankenversicherungen, die Kommunen beteiligen sich.
Auch die Finanzierung der geplanten Gesundheitskioske sieht die KVWL kritisch. „Hier werden staatliche Aufgaben, die eigentlich durch das Ministerium für Arbeit und Soziales finanziert werden müssten, durch die Gesetzliche Krankenversicherung bezahlt“, erklärte Vorstandsmitglied Thomas Müller. Dieses Geld fehle dann in der klassischen Versorgung.