Frankfurt a.M. (epd). Katholische Reformgruppen haben vor Beginn der vierten Tagung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main an den Mut der Bischöfe appelliert. Auf der Synodalversammlung des 2019 begonnen katholischen Reformprozesses gehe es um viele wichtige Entscheidungen, sagte die Rechtsanwältin und Sprecherin von „Maria 2.0“ in Frankfurt am Main, Monika Humpert, am Dienstag bei einem Online-Pressegespräch. Jetzt seien Mut und Aufrichtigkeit der Bischöfe gefragt, sich zu den vorgeschlagenen Reformen zu bekennen, forderte sie.
Von Donnerstag an beraten die mehr als 200 Laien, Kleriker und Bischöfe in Frankfurt am Main über die Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal und Wege aus der Vertrauenskrise. Sie stimmen über Reformvorschläge ab, die etwa die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, die Beteiligung von Frauen an kirchlichen Ämtern und eine theologische Neubewertung von Homosexualität fordern.
Auch der Sprecher der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner, sagte, die Bischöfe müssten sich nun endlich positionieren. Je geschlossener sie sich gemeinsam mit den Bischofskonferenzen anderer Länder in Rom für die dringend anstehende Reformen einsetzten, umso weniger werde dies ignoriert werden können, betonte er.
Im Vatikan soll es im kommenden Jahr eine Weltsynode geben, die über Themen und Probleme berät, die die nationalen Kirchen zuvor eingereicht haben. Aus Rom kommt immer wieder Einspruch gegen den Synodalen Weg. Zuletzt hatte der Heilige Stuhl im Juli die deutschen Katholiken davor gewarnt, eigenmächtig Reformen durchzusetzen.
Der Münchner Priester Wolfgang Rothe sprach von einer „allgegenwärtigen Angstkultur“ in der katholischen Kirche, die in den Texten des Synodalen Wegs deutlicher zur Sprache gebracht werden müsse. „Dieses Klima der Angst innerhalb des katholischen Klerus ist gewollt“, sagte Rothe. Denn nur wo Angst herrsche, könne Macht gedeihen.
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, lobte den Reformdialog dafür, dass nun deutlich angstfreier Auseinandersetzungen über die existenziellen Probleme der Kirche geführt würden. Dafür habe sich der Weg gelohnt. Jedoch gerieten Fragen der Missbrauchs-Aufarbeitung und Anerkennung zunehmend in den Hintergrund, bemängelte er. Die Anliegen der Betroffenen drohten auf dem Weg verloren zu gehen.
Er stelle zwar fest, dass mit viel Arbeit und Engagement diskutiert werde, wie die katholische Kirche in Zukunft zu einem sicheren Ort gemacht werden könne. Doch es gebe kaum Bemühungen, sich mit dem Thema Aufarbeitung und Anerkennung auseinanderzusetzen, sagte Norpoth.
Bis heute hätten die Bischöfe kein für die Opfer befriedigendes System zur Anerkennung des Leids installiert, kritisierte Norpoth. Gespräche zwischen dem Betroffenenbeirat und der Bischofskonferenz seien im Augenblick auf Eis gelegt.