Karlsruhe (epd). Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., hat mit Blick auf den Klimawandel zu einem nachhaltigeren Lebensstil aufgerufen. Nicht die Corona-Pandemie, sondern der Klimawandel sei „immer noch die größte Bedrohung für unseren Planeten“, sagte der als „grüner Patriarch“ bekannte griechisch-orthodoxe Theologe am Donnerstag auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe in einer Videobotschaft.
Anlass der Grußbotschaft von Bartholomäus I. war der „Tag der Schöpfung“, der von den christlichen Kirchen traditionell Anfang September begangen wird. Werde der Anstieg der globalen Temperatur nicht beschränkt, werde die Zahl der Toten infolge des Klimawandels alle durch Infektionskrankheiten hervorgerufenen Todeszahlen in den Schatten stellen, fügte Bartholomäus hinzu.
Die Menschheit müsse ihre zerstörerischen Verhaltenweisen im Verhältnis zu den natürlichen Ressourcen überdenken, forderte Bartholomäus. Auch das Weltwirtschaftsforum habe mit Blick auf die Corona-Pandemie zu einem „Great Reset“, zu einer umfangreichen Neugestaltung des Kapitalismus aufgerufen, da Nachhaltigkeit nur durch drastische Änderungen des Lebensstils erreicht werden könnten, sagte der Patriarch.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., ist nach Papst Franziskus einer der bekanntesten Religionsführer weltweit. Bartholomäus I. tritt seit Jahrzehnten für mehr Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit auf dem Globus ein. Seit 1991 ist er Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul. Er gilt als geistliches Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltkirche.
Die zentrale Feier des ökumenischen „Tages der Schöpfung“ 2022 findet in diesem Jahr in Karlsruhe auf dem Welt-Ökumene-Gipfel statt. Dazu hat unter anderem die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eingeladen.
Mit Appellen für Frieden und Versöhnung hatte der Weltkirchenrat seine 11. Vollversammlung am Mittwoch in Karlsruhe eröffnet. Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Weltkirchenrates tagt dessen höchstes Gremium in Deutschland. Der Ökumene-Gipfel berät bis zum 8. September in Karlsruhe. Daran nehmen rund 4.000 Gäste aus aller Welt teil. Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten.