Nairobi (epd). Nach der Präsidentschaftswahl in Kenia sorgen Hochrechnungen von Medien und Parteien für Unruhe. Die Veröffentlichungen kamen am Donnerstag zu unterschiedlichen Zwischenergebnissen im knappen Rennen zwischen den beiden Favoriten, dem Oppositionsführer Raila Odinga (77) und Vizepräsident William Ruto (55). Die offizielle Auszählung der Stimmen von den Wahlen am Dienstag dauert derweil weiter an. Die Wahlkommission selbst gibt keine Zwischenergebnisse bekannt. In Kenia kam es bei vergangenen Wahlen nach Manipulationsvorwürfen immer wieder zu Gewalt , bei der Hunderte Menschen getötet und Zehntausende vertrieben wurden.
Medien, Parteien und zivilgesellschaftliche Gruppen haben anhand der Ergebnisse, die in den mehr als 40.000 Wahllokalen gemeldet wurden, ihre eigenen Auszählungen vorgenommen. Der kenianische Presserat sah sich am Mittwoch genötigt, mit einer Erklärung auf die Ursachen für die unterschiedlichen Ergebnisse hinzuweisen: die verschiedenen Medien hätten ihre Auszählungen in unterschiedlichen Landesteilen begonnen, die jeweiligen Hochburgen hätten in den vorläufigen Zwischenergebnissen deshalb ein unterschiedliches Gewicht.
Dass das offizielle Ergebnis der Wahlkommission erst später kommt, liegt daran, dass die Auszählungen der Wahllokale zunächst pro Wahlkreis zusammengeführt, überprüft und dann als offizielle Zahl pro Wahlkreis bekannt gemacht werden. Die Wahlbeteiligung lag in diesem Jahr mit rund 65 Prozent deutlich unter den 80 Prozent von vor fünf Jahren.
Die Abstimmung fand in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld statt. Die Bevölkerung hat sich von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht erholt und leidet nun zusätzlich unter den massiven Preissteigerungen der vergangenen Monate. Ursachen sind Steuererhöhungen der Regierung, die aufgrund einer Schuldenkrise weitere Einnahmen braucht, sowie die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise infolge des Kriegs in der Ukraine.