Washington (epd). Im US-Bundesstaat Kansas haben sich die Wählerinnen und Wähler am Dienstag (Ortszeit) für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen. Bei dem Referendum in dem drei Millionen Einwohner zählenden Staat ging es um die Frage, ob das in der Verfassung von Kansas garantierte Recht auf Schwangerschaftsabbruch gestrichen werden soll. Wie örtliche Medien mehrere Stunden nach dem Schließen der Wahllokale meldeten, stimmten rund 60 Prozent für die Beibehaltung des Paragrafen.
Kansas galt als eine Art Testfall. Erstmals seit der Entscheidung des Obersten US-Gerichtes Ende Juni, das landesweite Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu kippen, durften Wähler und Wählerinnen zur Abtreibung abstimmen. Laut dem Urteil des Obersten Gerichts entscheiden die 50 Bundesstaaten künftig selbst über Abtreibungsgesetze.
Das Ergebnis fiel überraschend deutlich aus: Umfragen hatten auf einen knappes Resultat gedeutet. Das überwiegend ländliche Kansas gilt als konservativer Staat. Bei der Präsidentschaftswahl 2020 erhielt der Republikaner Donald Trump 56 Prozent der Stimmen. Gouverneurin ist die Demokratin Laura Kelly. 29 der 40 Senatoren und Senatorinnen von Kansas und 86 der 125 Mitglieder des Repräsentantenhauses sind Republikaner.
Die Zeitung „Wichita Eagle“ berichtete von einer außerordentlich hohen Wahlbeteiligung. Befürworter des Rechts auf Abtreibung hatten gewarnt, dass Senat und Repräsentantenhaus im Fall einer Streichung des Verfassungsparagrafen weitreichende Abtreibungsrestriktionen beschließen würden.
Laut der Zeitung „New York Times“ haben zehn Bundesstaaten nach dem Urteil des Obersten Gerichtes Abtreibung verboten. Vier Staaten verbieten Abtreibung nach der sechsten Schwangerschaftswoche. Organisation für Familienplanung erwarten, dass etwa die Hälfte der Staaten Schwangerschaftsabbrüche verbieten oder stark einschränken werden. Volksabstimmungen zur Abtreibung sind im kommenden November in Kalifornien, Vermont, Michigan und Kentucky geplant.