Berlin (epd). Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer wirft der Bundesregierung vor, ihre Klimaschutzversprechen in Zeiten des Krieges hinten anzustellen. „Die Bundesregierung entscheidet sich unterm Strich gerade, angesichts des Krieges die Klimakrise so zu behandeln als würde das Klima in irgendeiner Weise auf uns warten“, sagte Neubauer dem Berliner „Tagesspiegel“ (Montag).
Die Klimaaktivistin kritisierte, der Energiemarkt werde derzeit mit fossilen Vorhaben angereichert, „die das, was wir vor dem Krieg zur Verfügung hatten, weit übersteigen“. Aus der Energiekrise heraus würden Entscheidungen für Jahrzehnte getroffen: „Das ist irre“, sagte Neubauer.
Als Beispiel nannte sie das Flüssiggas, das die Bundesregierung aus Senegal importieren möchte. Dieses würde planmäßig 2030 bei den sogenannten LNG-Terminals für Flüssiggas in Deutschland ankommen. „Da geht es nicht um einen Übergang. Damit legen wir uns fest“, sagte sie. Auch die Kapazität der geplanten LNG-Terminals übersteige die Menge, die Deutschland provisorisch benötige, bei Weitem.
Zur Debatte um eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke sagte Neubauer, der sogenannte Streckbetrieb, also ein Weiterbetrieb für wenige Monate, ohne dass neue Brennstäbe gekauft werden, „wäre ein Provisorium und keine grundlegende Weichenstellung“. Darin sehe sie kein Problem. Zugleich verwies sie darauf, wonach der Gasverbrauch durch den Weiterbetrieb um gerade einmal ein Prozent sinken würde: „Das könnte man auch durch Energiesparmaßnahmen einfangen“, sagte Neubauer.