Berlin (epd). Der Mediziner und Schauspieler Joe Bausch hat sich in seiner Zeit als „Knastarzt“ im Hochsicherheitsgefängnis im nordrhein-westfälischen Werl manchmal wie ein Beichtvater für die Häftlinge gefühlt. „Mit dem Unterschied: Für die Verletzung der Schweigepflicht kriegt ein Arzt bis zu einem Jahr Knast“, sagte Bausch dem Berliner „Tagesspiegel“ (Sonntag). Er habe in seiner Kindheit katholische Geistliche kennengelernt, „die haben gnadenlos alles, was im Beichtstuhl gesagt wurde, gegen uns verwandt“, so der 69-Jährige.
In seiner Heimat im Westerwald sei man samstags mit seinen Freunden zur Beichte gegangen: „Wenn einer von uns was beichtete, das nicht ganz okay war, hat der Pfarrer auch die anderen gezüchtigt.“
Der Ansatz der katholischen Kirche, dass jeder Mensch schuldig sei, auch wenn er nicht kriminell wird, habe ihn geprägt. „Diese universelle Schuld, die wir jeden Tag, nur weil wir leben und atmen und pupsen, mit uns rumschleppen“, sagte Bausch. Mit Schuldbewusstsein könne man ihn immer noch kriegen: „Ob das in der Familie oder in Beziehungen ist - man muss mir nur das Gefühl vermitteln, ich war an etwas schuld, dann hat man mich.“
Bekannt ist der 1953 auf einem Bauernhof im Westerwald geborene Bausch seit 25 Jahren als Gerichtsmediziner Joseph Roth im Kölner „Tatort“. Bis zu seiner Pensionierung 2018 war er zudem in seinem Hauptberuf 32 Jahre lang im Hochsicherheitsgefängnis in Werl Gefängnisarzt.