Koblenz (epd). Die Hilfsorganisation Solwodi hat ihre Forderung nach einem Verbot der Prostitution in Deutschland bekräftigt. Deutschland sei ein „attraktives Feld für kriminelle Organisationen und Menschenhandel“ und gelte deshalb als „Bordell Europas“, erklärte Solwodi Deutschland am Donnerstag in Koblenz anlässlich des Internationalen Welttages gegen Menschenhandel (30. Juli). Der Verein forderte, die von Menschenhandel betroffenen Frauen vor Ausbeutung zu schützen und ihnen in Deutschland Asyl zu gewähren.
Laut Solwodi gab es im Jahr 2020 in Deutschland 465 Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Menschenhandel - das sei ein Anstieg von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Frauenrechtsorganisation meldeten sich viele Betroffene von Menschenhandel. Insbesondere seien die Erstkontakte zu Frauen aus Nigeria weiter angestiegen.
2021 kontaktierten demnach 235 nigerianische Frauen eine der 19 Fachberatungsstellen von Solwodi - meist wegen Menschenhandels. Oft würden diese Frauen über Italien nach Europa gebracht und in Italien und Deutschland zur Prostitution gezwungen, hieß es. Kaum eine dieser Frauen erhalte in Deutschland Asyl. Vor allem bei der Rückkehr nach Italien bestehe die Gefahr, dass die Frauen wieder Opfer von Menschenhandel würden. Solwodi pocht deshalb auf die konsequente Umsetzung des Grundrechteschutzes gegen Abschiebungen gemäß der Dublin-III-Verordnung für Betroffene von Menschenhandel.
Solwodi - der Name ist die Abkürzung von „Solidarity with Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not) - wurde 1985 von der Ordensschwester Lea Ackermann bei einem Aufenthalt in Kenia gegründet. Der Verein begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen. 1987 richtete Solwodi auch in Deutschland Beratungsstellen und Notunterkünfte für Frauen ein, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsheiraten oder anderen Formen von Gewalt wurden.