München (epd). Die Bartgeier-Dame Wally, die im Mai in der Nähe der Zugspitze tot aufgefunden wurde, ist offenbar eines natürlichen Todes gestorben. Ein Abschuss von Wally sei äußerst unwahrscheinlich, heißt es im Untersuchungsbericht der Klinik für Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Zierfische der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München laut Mitteilung vom Mittwochabend.
„So traurig wir nach wie vor über den Tod von Wally sind, so beruhigt sind wir dennoch, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht durch menschlichen Einfluss gestorben ist“, sagte der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer. Auch dass Wally durch den Angriff eines Steinadlers gestorben ist, ist unwahrscheinlich, wie die Untersuchung ergab.
Die Experten vermuten einen Steinschlag als Todesursache. Direkt bei Wallys Kadaver seien auch Teile eines jungen Hirsches gefunden worden, der offenbar vor längerer Zeit in derselben Steilrinne umgekommen war, sagte LBV-Bartgeier-Experte Toni Wegscheider. Außerdem hätten dort auch frische Steinbrocken gelegen. In einer oberhalb gelegenen Felswand sei deutlich ein kürzlich erfolgter Abbruch zu erkennen gewesen.
Wally war im vergangenen Jahr im Rahmen eines internationalen Auswilderungsprogramms zusammen mit ihrer Schwester Bavaria in den bayerischen Ostalpen freigelassen worden. Ende Mai wurde der Kadaver entdeckt. Im Juni wurde dann die junge Bartgeier-Dame Dagmar ausgewildert. Seither ziehen zwei Bartgeier in den bayerischen Alpen ihre Kreise.
Der Bartgeier zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Greifvogel in den Alpen ausgerottet worden.