Roßleben (epd). Sommertrüffel kommen in Thüringen weitaus häufiger vor als erwartet. Inzwischen seien in allen Landkreisen des Freistaats natürliche Vorkommen des Edelpilzes nachgewiesen worden, sagte die Geschäftsführerin der Thüringer Freilandpilze GmbH, Anja Kolbe-Nelde, in Roßleben dem Evangelischen Pressedienst (epd). Qualitativ seien Thüringer Trüffel von mindestens gleicher Qualität wie die Pilze aus den klassischen Herkunftsgebieten in Frankreich oder Italien.
Eine flächendeckende Bestandsaufnahme in Thüringen habe dem Ziel gedient, mögliche Gebiete für den landwirtschaftlichen Anbau einzugrenzen. „Thüringen ist ein Trüffelland“, sagte Kolbe-Nelde über das Ergebnis. Sie sei selbst überrascht gewesen, dass die Böden und viele andere Faktoren im Freistaat ideal für das Vorkommen von Trüffeln seien. Auch Sachsen-Anhalt und Sachsen verfügten über den für die Pilze notwendigen Kalkstein im Untergrund. Ihr Betrieb verkauft mit Pilzsporen geimpfte Jungbäume.
Aus landwirtschaftlicher Sicht verspricht der Anbau demnach hohe Erträge auch auf vergleichsweise schlechten Böden. Zudem kämen Landwirte ohne Einsatz von Düngemitteln und maschineller Bearbeitung aus, sagte Kolbe-Nelde. Die Flächen seien so zugleich als wertvollen Biotope nutzbar.
Die Landwirtin arbeitet für die Optimierung der Hektarerträge mit der Universität Jena sowie französischen und italienischen Instituten zusammen. Aktuell werde unter anderem mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung Thüringen der Einfluss von Mikroorganismen auf die Erträge erforscht.
Die unterirdisch an Wirtsbäumen wachsenden Pilze gehören mit Preisen von bis zu 300 Euro pro Kilo zu den teuersten Lebensmitteln. Obwohl bereits im 19. Jahrhundert Vorkommen bekannt waren, geriet ihre Existenz in Deutschland lange Zeit in Vergessenheit. In Thüringen stehen Trüffel unter Naturschutz.