Römische Rüge sorgt für Diskussion unter deutschen Katholiken

Römische Rüge sorgt für Diskussion unter deutschen Katholiken
Die Warnung des Vatikans an die deutschen Katholiken, keinen Sonderweg zu gehen, führt zu Diskussionen. Unklar bleibt, welche Konsequenzen die römische Erklärung für den Reformprozess Synodaler Weg hat. Die Folgen könnten sich im September zeigen.

Frankfurt a.M. (epd). Nach der Rüge des Vatikans diskutieren die deutschen Katholiken über die Konsequenzen für den Reformprozess Synodalen Weg. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht in der Erklärung des Vatikans eine politische Drohkulisse. Die politische Intervention werde ihre Wirkung auf den Synodalen Weg nicht verfehlen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Synodale Weg drohe vor die Wand zu fahren. Der Heilige Stuhl hatte die deutschen Katholiken am Donnerstag davor gewarnt, eigenmächtig Reformen durchzusetzen. Das Präsidium des Synodalen Wegs verteidigte die Reformbemühungen und forderte ein direktes Gespräch mit Rom.

Die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop sieht den Synodalen Weg durch die Erklärung hingegen nicht gefährdet. Knop, die den Prozess mit begleitet, sagte dem Deutschlandfunk am Freitag, inhaltlich sei das Schreiben des Vatikans redundant, da der Synodale Weg keine rechtssetzende Kraft habe. Der Vatikan könne die Dynamik des Prozesses nicht stoppen. Den Bischöfen in Deutschland solle damit Angst gemacht werden.

Auch Kirchenrechtler Schüller vermutet, dass einige Bischöfe bei der nächsten Vollversammlung des Synodalen Wegs Reformvorschlägen nicht zustimmen könnten und somit die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe verfehlt werden könnte.

Katholische Bischöfe und Laien in Deutschland beraten seit Dezember 2019 über Wege aus der Kirchenkrise, die durch den Missbrauchsskandal mit ausgelöst wurde. 2023 soll der Reformdialog abgeschlossen werden. Im September steht die nächste Synodalversammlung in Frankfurt am Main an. In verschiedenen Foren diskutieren die Teilnehmer Reformen, wie etwa die Beteiligung von Laien bei der Bischofswahl, die Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen und die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Außerdem soll es diözesane Räte geben, die Entscheidungen von Bischöfen begleiten, und auch einen nationalen Synodalen Rat.

Die Präsidenten des Synodalen Wegs hatten erklärt, die Kirche in Deutschland werde keinen „deutschen Sonderweg“ gehen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, verwiesen auf die Statuten des Synodalen Weges, in denen festgelegt sei, dass Beschlüsse der Synodalversammlung von sich aus keine Rechtswirkung entfalten. Der Heilige Stuhl hatte gemahnt, es sei nicht zulässig, in den Diözesen neue amtliche Strukturen oder Lehren ohne vorherigen Konsens der katholischen Kirche weltweit einzuführen, die eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier begrüßte die Erklärung des Vatikans. „Der Heilige Stuhl bremst nicht den Synodalen Weg, aber er versucht, ihn zu kanalisieren und von der Weltkirche anreichern zu lassen“, sagte er laut einer Mitteilung des Bistums. Meier ist zugleich der Weltkirchenbischof der Deutschen Bischofskonferenz.

Es ist nicht das erste Mal, dass Rom beim Synodalen Weg interveniert. Bereits 2019 hatte es Kritik an der Satzung gegeben, unter anderem weil Bischöfe und Laien gleichberechtigt abstimmen dürfen. Auch Papst Franziskus hatte sich 2019 in einer Schrift „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ gewandt und darin Bedenken geäußert.