Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht die durch den Ukraine-Krieg bedingten Versorgungsengpässe und Sparzwänge auch als Anlass, Lebens- und Konsumgewohnheiten zugunsten des Klimaschutzes zu hinterfragen. „Unser ziemlich abstraktes Wissen um die Endlichkeit unserer Ressourcen wird angesichts von Krieg und Krise zu einer sehr konkreten Erfahrung“, sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Krise stoße die Menschen auf die Notwendigkeit, maßzuhalten. „Unsere Abhängigkeit von Ressourcen, die nicht unserer Kontrolle unterliegen und von Erzeugnissen, die unter hochproblematischen Umwelt- und Menschenrechtsbedingungen hergestellt werden, wird uns jetzt direkt vor Augen geführt“, betonte Meister.
Der Bischof mahnte, dass eine notwendige sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft nicht zulasten der Schwächsten gehen dürfe. „Die Solidargemeinschaft ist gefordert, gezielte Hilfe für in Armut lebende Haushalte zu leisten“, sagte Meister. Er betonte, dass dies nicht nur über staatliche Zuwendungen geschehen könne, sondern auch über eine höhere Belastung der Besserverdienenden. Auch forderte Meister für Bedürftige ein Folgeangebot für das Neun-Euro-Ticket. Zugleich müsse der Infrastrukturausbau bei der Schiene forciert werden, damit mehr Menschen vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umstiegen.
Meister betonte, dass jeder zu einem Wandel hin zu mehr Klimaschutz beitragen könne, etwa durch Konsumverzicht. Die Menschen sollten sich selbstkritisch fragen, ob sie „die vielen Klamotten, die Flugreisen oder jährlich ein neues Smartphone“ wirklich brauchten. „Jede Anschaffung ist ein mehr oder weniger großes CO2-Desaster“, unterstrich der evangelische Theologe.
Er selbst könne sich vorstellen, auf ein eigenes Auto zu verzichten: „Noch bin ich dienstlich an einen Wagen gebunden. Aber nach meiner Pensionierung werde ich sicher Carsharing machen.“ Meister sagte, dass der Wandel oft mit der Erfahrung beginne, „dass weniger mitunter tatsächlich mehr ist“. Er selbst habe dies beispielsweise früher auf Urlaubsreisen mit seiner fünfköpfigen Familie erlebt. „Auf der Hinfahrt haben wir uns etwas besorgt gefragt, ob wir wenigstens das Nötigste eingepackt haben. Auf der Rückreise waren wir erholt und glücklich wie selten, weil die Wochen mit so wenigen Dingen so herrlich unbeschwert waren!“