Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung der „Geo Barents“ hat am Donnerstag in fünf Einsätzen über 200 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Zunächst seien am Morgen 41 Menschen aus zwei Fiberglasbooten in der maltesischen Rettungszone an Bord genommen worden, erklärte die Hilfsorganisation „'Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt. Später seien in einer sechsstündigen Operation weitere 49 Menschen aus zwei Booten gerettet worden. Am Nachmittag kamen den Angaben zufolge weitere 121 Gerettete dazu. Von den etwa 210 Geflüchteten an Bord der „Geo Barents“ seien 50 Minderjährige, darunter ein drei Monate alter Säugling.
Die Notruf-Hotline Alarm Phone hatte am Morgen die EU-Behörden über die Seenot von zwei Booten informiert, die aus Libyen gestartet waren. Die Behörden hätten nicht reagiert, die Menschen seien stattdessen wie in vielen Fällen von den privaten Helfern der „Geo Barents“ gerettet worden, erklärte die Organisation, die den Notruf betreibt.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Zuletzt hatte die „Ocean Viking“ der Organisation SOS Méditerranée am Mittwoch mehr als 300 Gerettete im sizilianischen Hafen von Pozzallo an Land gebracht.
Die „Geo Barents“ hatte Ende Juni bei einer dramatischen Rettungsaktion 71 Menschen vor dem Ertrinken bewahrt. Ihr völlig kaputtes Schlauchboot war bereits auseinandergebrochen, als die Helferinnen und Helfer sie erreichten. Für mindestens 30 Menschen, darunter acht Kinder, kam jede Rettung zu spät.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Vor allem aus Libyen, wo Flüchtlingen und Migranten Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen drohen, wagen viele Schutzsuchende die Überfahrt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 957 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.