Frankfurt a.M. (epd). Die Buchbranche hat im vergangenen Jahr den Umsatz gegenüber 2020 um 3,5 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro gesteigert. Gegenüber dem Jahr vor der Pandemie 2019 betrage der Zuwachs sogar 3,6 Prozent, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Im ersten Halbjahr dieses Jahres allerdings stagnierte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei einem minimalen Plus von 0,7 Prozent.
„Wir sind auch im zweiten Jahr gut durch die Pandemie gekommen“, sagte die Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. Allerdings seien die Erlöse für die Buchhändler geschrumpft: Der Umsatz der Buchläden sei gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent gesunken, gegenüber dem Jahr vor Corona 2019 sogar um 12,3 Prozent. Dagegen habe der Buchhandel im Internet gegenüber dem Vorjahr um 16,2 Prozent zugenommen. Zwar sei der eigene Onlinehandel der Buchläden im Vergleich zu 2019 mehr als doppelt so stark gewachsen wie der des Großhändlers Amazon, aber die hohen Kosten drückten die ohnehin niedrigen Margen der Buchhändler.
Wenn Buchläden geschlossen sind, hätten Buchhändler keine Chance, unbekannte Autorinnen und Autoren zu empfehlen, sagte Schmidt-Friderichs. Verbraucher kauften dann Bestseller. Im vergangenen Jahr habe der Absatz der zehn stärksten Bestseller gegenüber 2019 um 23,6 Prozent zugenommen, in der Belletristik sogar um 39,3 Prozent. „Das Abseitige, Mutige, Innovative kommt in solchen Zeiten zu kurz“, klagte die Vorsteherin. Kleinere Verlage, die keine Bestseller im Programm hätten, machten sich Sorgen. Der Rückgang der Erstauflagen, insbesondere von wissenschaftlicher Literatur, habe sich gegenüber 2020 um 7,5 Prozent stark beschleunigt.
Die Zahl der Buchkäufer nahm zwischen 2020 und 2021 um gut fünf Prozent ab. „Weniger Menschen lesen mehr Bücher“, erklärte Schmidt-Friderichs. Erfreulich sei, dass insbesondere die Ausgaben von Jugendlichen für Bücher in der Coronazeit stark gestiegen seien: Zwischen 2019 und 2021 hätten Jugendliche bis 19 Jahre knapp 27 Prozent mehr für Bücher ausgegeben.
Die Entwicklung der Branche seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar hat der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Peter Kraus vom Cleff, als den „perfekten Sturm“ bezeichnet. Die Druckkosten hätten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat bei Büchern um 21 Prozent erhöht, bei Zeitungen und Druckschriften um 36 Prozent. Noch stärker stiegen die Kosten für Papier und Pappe: Sie lägen im Mai um 52 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Außerdem seien die Verbraucher verunsichert. Der Krieg und der allgemeine Preisanstieg hätten zu einem neuen Allzeittief beim Konsumklima im Juni geführt. Die Frequenz in den Innenstädten habe im Mai bei Geschäften ohne Nahrungsmitteln um 20 Prozent unter der Frequenz im Mai 2019 vor der Pandemie gelegen.
„Angesichts einer Wirtschaftskrise von historischem Ausmaß ist die Politik gefragt, betroffene Branchen zu unterstützen“, sagte Kraus vom Cleff. Er forderte eine Senkung der Mehrwertsteuer für Bücher auf null Prozent bei vollem Vorsteuerabzug, wie sie durch die EU-Gesetzgebung möglich sei. Auch brauche es staatliche Programme für die Belebung der Innenstädte. Die Buchhändler wären bereit, sich daran zu beteiligen.