Schlag gegen Schleuser: 18 Verhaftungen in Deutschland

Schlag gegen Schleuser: 18 Verhaftungen in Deutschland
Eine international agierende Bande soll bis zu 10.000 Menschen über den Ärmelkanal geschleust haben. In mehreren Ländern ging die Polizei gegen die Schleuser vor. Auch in Deutschland gab es Festnahmen und Durchsuchungen.

Osnabrück, Den Haag (epd). In einer groß angelegten internationalen Operation haben Ermittler aus Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien ein kriminelles Netzwerk ausgehoben, das bis zu 10.000 Migranten über den Ärmelkanal geschleust haben soll. Es handele sich um die vermutlich größte internationale Operation dieser Art, teilten die Behörden am Mittwoch in Den Haag mit.

Die Aktion am Dienstag habe sich gegen eine der wichtigsten kriminellen Gruppen gerichtet, die Migranten in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien schleust. 39 Verdächtige wurden festgenommen, davon 18 in Deutschland.

In Deutschland vollstreckte die Staatsanwaltschaft Osnabrück im Auftrag der belgischen und französischen Behörden die europäischen Haftbefehle und setze die 30 Durchsuchungsbeschlüsse in vier Bundesländern um. Die festgenommenen Verdächtigen sollen ausgeliefert und in Belgien oder Frankreich strafrechtlich verfolgt werden. Die Männer im Alter von 22 bis 54 Jahren befinden sich bereits in Untersuchungshaft oder würden zeitnah dem Haftrichter vorgeführt, wie die Staatsanwaltschaft Osnabrück am Mittwoch mitteilte.

In Deutschland wurden 36 Objekte durchsucht. Dabei stellten die Ermittler zahlreiche Beweisgegenstände sicher, darunter 119 Schlauchboote, 33 Bootsmotoren, 966 Schwimmwesten, 64 Mobiltelefone und Tablets sowie rund 27.000 Euro Bargeld. Rund 900 Beamte der Bundespolizei und der Polizeidirektion Osnabrück waren an der Aktion in den Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg beteiligt.

Die in Deutschland Festgenommenen hatten laut Staatsanwaltschaft die Aufgabe, Schlauchboote und weiteres Material zu beschaffen, einzulagern und unter der Beteiligung von weiteren Schleusern an die französische und belgische Nordseeküste zu transportieren. Im Laufe der Ermittlungen seien unter anderem zwölf Transporte aus zwei Lagerstätten in Hannover und Bielefeld nach Belgien und Frankreich festgestellt worden. Die weiteren Ermittlungen hätten zu Lagerstätten in Osnabrück, Lotte, Hannover und Bielefeld geführt.

Die mutmaßliche Schleusergruppe soll auch im Zusammenhang mit einem versuchten Tötungsdelikt am 13. November 2021 in Osnabrück stehen, wie es weiter hieß. Dabei war ein irakischer Staatsangehöriger mit mehreren Schüssen in den Unterkörper schwer verletzt worden.