"Ich lerne jetzt Trompete", ist Susanne Gumbmanns spontaner Wunsch, als die Gräfenbergerin mit anderen Frauen an der Elbe sitzt und in Dresden den Klang von Hunderten Posaunenchören hört. Bis heute löst die Erinnerung an das Erlebnis ein Gänsehautgefühl aus. Das war 2016, als sie die Bläser-Kinder zum Evangelischen Posaunentag begleitet hat. Am Wochenende wird sie unter den über 2.800 Bläserinnen und Bläsern aus 900 evangelische Posaunenchören sein, die zum Landesposaunentag nach Nürnberg reisen.
Vom großen Ereignis in Dresden mit 9.000 Musizierenden schwärmen auch die langjährigen Mitglieder im Posaunenchor in Sennfeld (Landkreis Schweinfurt). Damit haben sie den "Jung-Bläsern", dem 58-jährigen Helmut Schmid und seiner 50-jährigen Schwester Andrea, Lust auf das Posaunen-Großereignis in Nürnberg gemacht. "Ich stelle mir das schon sehr imposant vor", sagt Schmid, dessen Instrument die Trompete ist. Er freut sich auf das Erlebnis mit Tausenden anderen Bläsern, die hierfür seit Wochen die Stücke aus dem Liederheft "Um Himmels Willen" geübt haben. "Wahrscheinlich höre ich mich selbst aber nicht mehr spielen", ahnt Schmid.
In Gräfenberg hat Ruth Kaiser immer wieder ihren Sohn gedrängt, er solle doch ein Blasinstrument lernen. Doch der wollte partout nicht, erzählt Kaiser. "Da fiel mir auf, dass es wahrscheinlich mein eigener Wunsch ist und ich das am besten selber lerne", sagt sie mit einem Lächeln. Sie habe als Kind Klavier gespielt, daher könne sie Notenlesen, erzählt sie. Aber auch wenn man als Erwachsener bei Null beginne, glaubt sie, könne man das Posauneblasen noch lernen. "Es dauert vielleicht ein bisschen länger, aber dafür meint man es auch ernster". Als Kind habe sie "nie geübt und jetzt bin ich ziemlich fleißig".
Auch Helmut Schmid würde gerne fleißig üben, sagt er, aber er arbeitet ganztags bei der Regierung von Unterfranken, da kann er nicht mal während der Arbeitszeit eine halbe Stunde üben und die Kollegen beschallen. Und nach einem langen Arbeitstag zu Hause zu üben, erfordere doch manchmal etwas Überwindung. Aber Schmid hat musikalische Vorkenntnisse, kann unter anderem gut Gitarre spielen. Das hat Vorteile, sagt der Pädagoge. "Ich kann mich ganz auf die Technik des Instruments konzentrieren".
Der Klang von 1000 mal Blech
Ein weiterer Anfänger, der sich zum Landesposaunentag aufmachen wird, ist Susanne Gumbmanns Mann Johannes. Der hat, als seine Frau vom Gänsehaut-Erlebnis in Dresden zurückkam, überraschenderweise erzählt, er habe schon immer Trompete spielen wollen. Also schloss sich das Ehepaar zusammen dem Posaunenchor an, sie spielt inzwischen Tenorhorn. "Ich bin einfach gespannt, wie das klingt, wenn mehrere Tausend Menschen gleichzeitig Musik machen, wenn Blech den Hauptmarkt dominiert". Auf das Gefühl freue er sich, sagt Gumbmann. Seine Frau ist gespannt auf das Flair der Stadt, "wenn die Posaunenchöre durch die Stadt tigern". Nur eine Sorge hat sie doch: "Hoffentlich wird die Veranstaltung nicht zu einem 'Superspreading Event'".