Berlin (epd). Der scheidende Pfarrer an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (KWG), Martin Germer, wünscht sich mehr Unterstützung für den Erhalt des Berliner Wahrzeichens durch die evangelische Landeskirche. Die Gedächtniskirche sei die meistbesuchte Kirche in Berlin, sagte Germer dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Das ist ein Riesenpotenzial, um Menschen zu erreichen, das leider von der Landeskirche nicht genügend gesehen wird.“
Die Verteilung der Finanzmittel in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz enthalte „keine Möglichkeiten, eine solch besondere Kirche mit ihren Potenzialen und zahlreichen Aufgaben finanziell anders auszustatten, als dies bei einer 'gewöhnlichen' Ortsgemeinde der Fall wäre“, sagte Germer. Der 65-Jährige wird nach 17 Jahren als Gemeindepfarrer am 25. September offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Die neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist gemeinsam mit der als „Hohler Zahn“ bekannten Turmruine der historischen Kirche ein Wahrzeichen Berlins. Die 1895 eingeweihte Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 bei einem Bombenangriff zerstört, die Turmruine wurde zum Mahnmal. 1961 wurde die nach einem Entwurf des Architekten Egon Eiermann (1904-1970) gestaltete neue Gedächtniskirche fertiggestellt.
Germer betonte, seine Gemeinde mit derzeit rund 2.300 Mitgliedern bekomme von der Landeskirche zwar einen begrenzten Zuschuss für Gebäudebetriebskosten. So könne die Kirche täglich geöffnet werden, auch die berühmten blauen Glaswände könnten beleuchtet werden, sagte er. Es sei „aber bei weitem nicht so, dass sich die Landeskirche in einer angemessenen Weise an den echten Kosten“ beteilige.
„Nötig wären zusätzlich jährlich 250.000 bis 300.000 Euro“, sagte Germer: „Dann wäre eine Personalausstattung möglich, mit der wir ganz anders die Menschen erreichen und in die Öffentlichkeit hinein wirken könnten.“
Seit langem reichten die Kirchensteuermittel nur für eine Pfarrstelle und einen einzigen Kirchenmusiker, dessen Stelle bereits zu zwei Dritteln vom Kirchenkreis finanziert werde, sagte Germer. Eine zweite Pfarrstelle werde über Spenden finanziert. „Andere vergleichbare Kirchen wie zum Beispiel der Hamburger Michel haben ganz regulär mehrere Pfarrstellen und zwei Kirchenmusiker“, sagte der Theologe. Auch sei noch offen, ob und wie nach seinem Ausscheiden seine „sehr umfangreichen Aufgaben auf Dauer wahrgenommen werden“ könnten.