Berlin (epd). Dürren, Überschwemmungen, Hunger: Der Klimawandel ist nach den Worten der Vorstandssprecherin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Tanja Gönner, „eine der zentralen Sicherheitsbedrohungen des 21. Jahrhunderts“. Gerade in fragilen Kontexten wirke er „wie ein Brandbeschleuniger“, sagte Gönner am Freitag bei der Jahrespressekonferenz der Entwicklungsorganisation in Berlin. „Menschen müssen ihre Heimat verlassen, Konflikte entstehen oder eskalieren.“ Deshalb sei es entscheidend, dass ärmere Länder Gelder für die Anpassung an den Klimawandel erhalten.
Auch der Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, Jochen Flasbarth, sagte, es müsse eine Infrastruktur für erneuerbare Energien aufgebaut werden. Zugleich verteidigte Flasbarth, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der GIZ ist, abermals die Pläne der G7-Staaten, unter bestimmten Bedingungen neue Gas-Projekte im Ausland zu fördern, etwa im Senegal, um von russischem Gas unabhängig zu werden. „Wenn man das von Russland nicht mehr kaufen will, muss man das woanders kaufen“, sagte er. Dabei dürfe aber das internationale Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu beschränken, nicht in Vergessenheit geraten.
In der Abschlusserklärung des am Dienstag zu Ende gegangenen G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern wird das Ziel, aus der internationalen Finanzierung fossiler Energieträger möglichst rasch auszusteigen, angesichts des Ukraine-Krieges relativiert. Hilfs- und Entwicklungsorganisationen hatten den Beschluss kritisiert.
Gönner verwies in diesem Zusammenhang auf Diskussionen mit Partnern aus Afrika noch vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Dabei habe es Unverständnis darüber gegeben, dass Europa Gas aus Russland bezieht, während afrikanische Länder ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen sollten und ihnen die Möglichkeit der Exploration nicht gegeben werde. Allen, die sich mit dem Thema Klimawandel und Energiewende beschäftigten, sei klar, dass es Brückentechnologien brauche.
Mit Blick auf die weltweite Hungerkrise sprach sich Flasbarth für eine Stärkung von Kleinbäuerinnen und -bauern aus. Es sei unmittelbare humanitäre Hilfe notwendig, aber darüber hinaus müsse überlegt werden: „Wie kommen wir morgen oder übermorgen aus dieser Situation heraus?“ Viele Entwicklungs- und Schwellenländer, etwa in Nord- und Ostafrika, sind von Weizenexporten abhängig und leiden nun unter den unter anderem wegen des Ukraine-Krieges steigenden Lebensmittelpreisen.
Wichtigster Auftraggeber der GIZ ist die Bundesregierung, gefolgt von der EU. Insgesamt stieg das Geschäftsvolumen 2021 mit rund 3,7 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr (3,3 Milliarden Euro) um elf Prozent. Mit Auftragseingängen im Wert von 1,4 Milliarden Euro zählten Klima und Energie zu den größten Arbeitsschwerpunkten. Nach eigenen Angaben arbeiteten knapp 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 120 Einsatzländern für die Organisation.