Fulda (epd). Kirchentagsgeneralsekretärin Kristin Jahn hält die Reaktion der verfassten evangelischen Kirche auf den Mitgliederschwund für unzureichend. Die evangelische Kirche stehe sich oft selbst im Weg mit ihrem Amtsverständnis und Kirchenordnungen, die noch aus einer Zeit resultierten, in der man durch Sitte und Tradition in der Kirche gewesen sei, sagte sie und fügte hinzu: „Diese Zeiten sind vorbei. Heute erleben wir einen Erlösungsprozess durch Austritte hin zu einer Kirche der Freiwilligkeit und des mündigen Bekennens.“
Nach Angaben des Deutschen Evangelischen Kirchentages vom Freitag äußerte sich Jahn am Vorabend bei einer Podiumsdiskussion in Fulda. Demnach stellte sie die Vielfalt der Gaben und das Engagement der Mitglieder als größtes Potenzial der Kirchen dar. Ihre Aufgabe sei es, einen Rahmen zu setzen, damit Menschen diese Gaben einbringen können, sie eine Sprache für ihr Leben finden zu lassen und im Dialog mit ihnen Dinge zu entwickeln, anstatt immer noch „Sendemast-Kirche“ zu sein.
Jahn sagte, damit sich das Potenzial einer solchen Gemeinschaft freiwillig Engagierter voll entfalten könne, brauche es eine „hörende Kirche und ein dienendes Hauptamt“. Im vergangenen Jahr gehörten 19,7 Millionen Menschen in Deutschland der evangelischen Kirche an und rund 21,6 Millionen der katholischen. Damit sank ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik erstmals unter 50 Prozent.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag wurde 1949 als christliche Laienbewegung gegründet. Er findet in der Regel alle zwei Jahre statt und bringt Zehntausende Christen zusammen. Der nächste Kirchentag findet vom 7. bis 11. Juni kommenden Jahres in Nürnberg statt.