Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung der „Ocean Viking“ hat weitere 49 Menschen im Mittelmeer gerettet. Sie seien in einem Holzboot in den internationalen Gewässern vor Libyen in Seenot geraten, erklärte die Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, am Donnerstag. Nach mehreren Einsätzen in den vergangenen Tagen seien nun 206 Geflohene an Bord.
Derweil wartet die Besatzung der „Geo Barents“ nach einer dramatischen Rettungsaktion am Montag immer noch auf die Erlaubnis, die 69 Menschen an Bord an Land bringen zu können. Da sich Malta nicht kooperativ zeige, habe man mehrfach an Italien appelliert, erklärte die Betreiberorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ am Donnerstag. Es brauche umgehend eine positive Reaktion.
Die Crew hatte am Montag ein völlig zerstörtes Schlauchboot bei hohem Wellengang und Strömung gefunden. 71 Menschen konnten im Wettlauf gegen die Zeit gerettet werden, mindestens 30 Menschen werden vermisst und sind aller Wahrscheinlichkeit nach ertrunken, darunter acht Kinder und fünf Frauen. Laut „Ärzte ohne Grenzen“ haben vier Frauen an Bord ein Kind verloren, eine Frau sogar ihre beiden Kinder. Von den acht vermissten Kindern sind drei einjährige Babys. Die Überlebenden seien traumatisiert und müssten dringend an Land, damit sich ihr Zustand nicht verschlechtere, erklärten die Helfer. Ein Baby und seine Mutter wurden bereits von der italienischen Küstenwache evakuiert.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Langem keine Erlaubnisse mehr.
Die von der EU mitfinanzierte libysche Küstenwache, die größtenteils aus Milizionären besteht, versucht immer wieder, Menschen an der Flucht zu hindern und Boote zurück nach Libyen zu schaffen. Laut SOS Méditerranée erschien auch nach der jüngsten Rettung durch die „Ocean Viking“ ein libysches Patrouillenboot, intervenierte jedoch nicht. Im vergangenen Jahr haben die libyschen Behörden laut der Internationalen Organisation für Migration mehr als 32.000 Menschen im Mittelmeer abgefangen und an einer Flucht gehindert.
Vor allem aus Libyen, wo Flüchtlinge und Migranten Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind, wagen viele Schutzsuchende die Überfahrt über das Mittelmeer. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 900 Menschen bei der gefährlichen Überquerung ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.