Berlin, Garmisch-Partenkirchen (epd). Der Klimaexperte der Hilfsorganisation Care International, Sven Harmeling, befürchtet weitere G7-Investitionen in fossile Energien weltweit. „Es wäre das falsche Signal, dies zu tun, weil wir womöglich kein russisches Gas mehr konsumieren können“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er wies darauf hin, dass sich die sieben großen demokratischen Industriestaaten in der Vergangenheit bereits darauf verständigt haben, die direkte internationale öffentliche Finanzierung fossiler Energieträger grundsätzlich bis Ende 2022 zu beenden.
„Auch mit Blick auf die düsteren Klimaszenarien dürfen wir nicht mehr in neue Gas-Explorationen investieren“, sagte Harmeling zu den laufenden Beratungen beim G7-Gipfel. Stattdessen müssten weltweit erneuerbare Energien ausgebaut werden.
Harmeling sagte, dass oftmals von Staaten betont werde, man investiere in Gas-Infrastruktur, die dann später für grünen Wasserstoff verwendet werden könne. „Aber wenn die Investitionen erst einmal gemacht sind, werden Fakten geschaffen.“ Für Klimaschutzorganisationen in Afrika werde es dann viel schwieriger, für erneuerbare Energien zu argumentieren, „wenn Industrieländer mit dem Geld wedeln“.
Am Montag stand die Klima-Debatte auf der Tagesordnung des G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern. Am Sonntagnachmittag hatten die G7 ihre Infrastrukturinvestitionen gebündelt und angekündigt, gemeinsam mit Entwicklungs- und Finanzinstitutionen sowie dem Privatsektor knapp 600 Milliarden Dollar (etwa 570 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2027 in Projekte rund um den Globus zu investieren.
Dabei geht es um Bereiche, die den Angaben nach kritisch sind für Entwicklung, globale Sicherheit und Energiesicherheit, Gesundheit, Digitalisierung, Gleichberechtigung und Klima. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, dass darüber gesprochen worden sei, wie die weltweiten Investitionen in klimaneutrale und kohlenstoffarme Energie, einschließlich Gas, als vorübergehende Reaktion auf Russlands Einsatz von Energie als Waffe helfen könnten.
Aus Regierungskreisen war bereits vor Beginn des Gipfels verlautet, dass es beim Thema Energie auch darum gehe, wie das Gas aus Russland ersetzt werden könnte. Das könne womöglich mit dem Bedürfnis einiger Entwicklungs- und Schwellenländer, neue Gasvorkommen zu erkunden, kombiniert werden, hieß es. Voraussetzung sei, dass es mit den Pariser Klimazielen in Einklang gebracht werde. Eines der Gastländer auf dem Gipfel ist Senegal, wo vor einigen Jahren große Gas- und Öl-Vorkommen vor der Küste entdeckt worden sind.