Viermal klatschen, am Schluss stampfen und dann wie zu Eis erstarrt stehen bleiben, bis von vorne das Zeichen zum Entspannen kommt: Matthias Stubenvoll bringt seinen jungen Sängerinnen und Sängern nicht nur die Töne und das richtige Singen für die Stücke bei, die bald in der Egidienkirche bei der ION erklingen.
Der Chorleiter der ökumenischen Jugendkantorei trainiert auch Gestik und Mimik mit. Schließlich sollen nicht nur die Profis des britischen Vokalensembles VOCES8 mit dem Nachwuchs zufrieden sein.
In dem Konzert am 26. Juni in St. Egidien wird der Jugendchor der Nürnberger Innenstadtgemeinden nicht nur die vorher mit den Briten einstudierten Stücke, sondern auch eigenes Repertoire zum Besten geben. Und da liegt dann die Messlatte insgesamt hoch.
"Takt 52, los!, ein bisschen schneller und energischer, da müssen in der Wohnung über dem Probenraum die Gläser in den Schränken wackeln", gibt Stubenvoll das nächste Kommando. Und plötzlich scheint der Groschen gefallen zu sein. "Cantate domine, gaudeamus!" schallt es aus den jungen Kehlen. Hat funktioniert, der Chorleiter atmet ein bisschen auf.
Es ist ein heißer Juni-Sonntag, genau eine Woche vor dem Konzert. Manche der Mädchen und Jungen wären heute vielleicht lieber ins Freibad gegangen, die Konzentration lässt nach einer Stunde im abgedunkelten, aber irgendwann doch stickigen Probenraum nach.
"Nicht nur Party machen da hinten", ruft der Chorleiter in die letzte Reihe rechts außen, in der sich gerade zwei Jungs nicht mehr richtig mit den Noten beschäftigen. Ein paar Takte später muss aber auch er wieder lauthals mitlachen, wenn ein Ton extra krumm aus den Reihen herausschießt. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Freude an der Musik.
Stubenvoll kriegt sie hin mit seiner bunt gemischten Truppe, in die man ab der 5. Klasse eintreten kann. Gesungen wird nicht nur in Gottesdiensten und Kirchen, sondern auch bei eigenen Konzerten, Probenfahrten und Konzertreisen, zusammen mit anderen Chören bei Chorbegegnungen und bei Austauschen.
"Das Schöne ist: man ist nie allein"
Am Tag vor dem großen Konzert bei der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION) wird dann den ganzen Tag mit VOCES8 noch einmal geprobt. Meret Ehnert freut sich schon darauf. Die 15-Jährige hat schon seit einigen Jahren Chorerfahrung. Die Nürnbergerin bekennt aber: "Das ist dann der bisher größte Auftritt, den ich jemals hatte."
Ihre Altersgenossin Lilli Meier sieht dem Auftritt aber gelassen entgegen. "Das Schöne am Chorsingen ist, man ist ja nie alleine", erklärt die bei Zirndorf lebende Schülerin. Ebenso wie die anderen Chormitglieder haben sich die Mädchen schon mit YouTube-Videos auf ihre britischen Interimslehrer eingestellt und sind nun gespannt, was VOCES8 noch aus ihnen rausholt.
Der Workshop mit anschließendem Konzert ist ein Teil der neuen ION-Reihe "Forum". Die Idee dahinter: Profi-Ensembles oder Musizierende kommen nicht nur einfach für ihren Auftritt nach Nürnberg, sondern lassen auch etwas hier. Oder wie es Matthias Stubenvoll ausdrückt: "Arbeit an der Basis, aber auf hohem Niveau."