Nürnberg (epd). Vor allem Betriebe im Gastgewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe wollen laut einer Umfrage geflüchtete Menschen aus der Ukraine anstellen. Bisher haben nur knapp zwei Prozent aller Betriebe in Deutschland tatsächlich ukrainische Flüchtlinge eingestellt, wie aus der am Freitag vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg veröffentlichten Studie hervorgeht. Die repräsentative Befragung der Unternehmen fand zwischen dem 2. und 20. Mai statt.
Fast 60 Prozent der befragten Betriebe gehen demnach davon aus, dass die ukrainischen Geflüchteten über die notwendigen Voraussetzungen für eine Beschäftigung in ihrem Betrieb verfügen. Etwa ein Drittel sah die Voraussetzungen als nicht oder eher nicht erfüllt an. „Diese Unterschiede dürften unter anderem mit unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen und Qualifikationsvoraussetzungen in den jeweiligen Wirtschaftszweigen zusammenhängen. So ist in manchen Berufen ein anerkannter Berufsabschluss Voraussetzung, in anderen nicht“, sagte IAB-Forscher Jens Stegmaier.
Für 70 Prozent der Betriebe stellte eine mindestens einjährige Aufenthaltserlaubnis eine Voraussetzung für eine Einstellung dar. „Mit einer Einstellung entstehen den Betrieben Kosten - so muss neues Personal immer erst eingearbeitet werden -, die sich erst mit der Zeit ausgleichen. Eine gewisse Planungssicherheit dürfte es also den Betrieben erleichtern, Geflüchtete einzustellen“, erklärte IAB-Forscher Duncan Roth. Fortgeschrittene Sprachkenntnisse waren für 59 Prozent der Betriebe wichtig, während ein Drittel der Betriebe einen anerkannten Berufsabschluss voraussetzte.
Knapp neun Prozent aller Betriebe in Deutschland standen laut Umfrage bisher in Kontakt mit ukrainischen Geflüchteten. Betriebe im Gastgewerbe hatten mit 16 Prozent am häufigsten Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten, gefolgt vom Bereich Verkehr und Lagerei mit elf Prozent. Mehr als jeder fünfte Betrieb (22 Prozent), der mit Geflüchteten aus der Ukraine in Kontakt stand, stellte mindestens eine Person für einen regulären Arbeitsplatz, eine Ausbildung oder ein Praktikum ein. Insbesondere der Groß- und Einzelhandel, das Baugewerbe und die Gastronomie beschäftigen ukrainische Geflüchtete.