Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). Myanmars gestürzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi ist vom Hausarrest in ein Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw verlegt worden. Die 77-Jährige befinde sich in Einzelhaft, berichtete das Nachrichtenportal „Khit Thit Media“ am Donnerstag unter Berufung auf die herrschende Junta. Dort solle Suu Kyi bis zum Ende ihrer Gerichtsverfahren verbleiben.
Am 1. Februar vergangenen Jahres hatte die Armee gegen Suu Kyis regierende Partei „Nationale Liga für Demokratie“ geputscht. Wenige Stunden später war Suu Kyi verhaftet und an einem unbekannten Ort festgehalten worden. Gegen die abgesetzte Politikerin haben die Militärs zahlreiche Prozesse angestrengt.
Ende April war Suu Kyi in einem ersten Korruptionsverfahren zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Wegen illegalen Imports und Besitzes von Funkgeräten, Verstößen gegen Corona-Auflagen sowie „Anstiftung zum Aufruhr“ hatten die Richter sie bereits im Dezember und Januar zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Insgesamt laufen mindestens 17 Klagen gegen die Friedensnobelpreisträgerin, darunter auch wegen Verrats von Staatsgeheimnissen und Wahlbetrugs. Bei Höchststrafen drohen ihr bis zu 200 Jahre Haft.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Anklagen als politisch motiviert, um Myanmars Opposition endgültig kaltzustellen. Seit dem Putsch versinkt das Land in Chaos und Gewalt. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP wurden mindestens 2.007 Menschen bei Protesten getötet und mehr als 14.200 Personen verhaftet. Die meisten sitzen bis heute hinter Gittern.