Umweltforscher: Landwirtschaft braucht Strategien für Wasserknappheit

Umweltforscher: Landwirtschaft braucht Strategien für Wasserknappheit
11.06.2022
epd
epd-Gespräch: Daniel Behrendt

Osnabrück (epd). Angesichts knapper werdender Grundwasser-Reserven mahnt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt eine Trendwende bei den Bewässerungs- und Anbaustrategien der Landwirtschaft an. „Langfristig wird die Wasserverfügbarkeit sinken, dafür sollten schon heute tragfähige Konzepte entwickelt werden“, sagte der DBU-Wasserexperte Volker Wachendörfer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hierzu gehörten Maßnahmen zur Wasserspeicherung, der Anbau trockentoleranterer Getreide- und Gemüsesorten, Mischkulturen auf Äckern und Feldern sowie kombinierte Systeme der Landnutzung.

Entscheidend sei vor allem, „Wasser besser in der Landschaft zu halten“, betonte Wachendörfer. Hilfreich sei dabei der Rückbau von Drainage-Gräben, die ursprünglich angelegt wurden, um größere Niederschlagsmengen von den Feldern abzuleiten. Auch eine schonende Bodenbearbeitung, etwa weniger tiefgründiges Pflügen, trage dazu bei, ein Austrocknen der Äcker zu verhindern.

Noch nicht ausreichend erforscht, aber wegweisend könnten Wachendörfer zufolge kombinierte Nutzungen der Agrarflächen sein. Vor allem die sogenannte Agri-Photovoltaik, die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion und die Sonnenstrom-Erzeugung auf einem Feld zusammenbringe, sei aussichtsreich. „Die Solarpanele sorgen für Schatten und mindern die Verdunstung - zugleich wird die Fläche durch eine Kombination mit Feldfrüchten nachhaltiger genutzt“, erläuterte der DBU-Experte. Auch eine Kombination von Gemüse oder Getreide mit Gehölzen, etwa Obstbäumen, könne die erwünschte Beschattung der Ackerflächen bringen.

Mit Blick auf das Vorhaben von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), die Weizenproduktion in Deutschland angesichts von Lieferengpässen infolge des Ukraine-Krieges deutlich zu steigern, riet Wachendörfer zu regional angepassten Anbaukonzepten. Es gebe zwar trockentolerante Sorten, aber Weizen sei ein „durstiges Getreide“ und gedeihe nicht überall gleich gut. „Allein in Niedersachsen haben wir bei der Wassersituation ein differenziertes Bild. Während im Westen die Grundwasserspeicher derzeit gut gefüllt sind, haben wir weiter im Osten, etwa in der Lüneburger Heide, noch immer eine dürreartige Situation“, sagte der Experte.

Gerade in trockenen Regionen sei abzuwägen, ob diese etwa für Weizen-Kulturen geeignet seien oder ob das verfügbare Wasser nicht ausreiche und die Böden zu stark beansprucht würden. Deshalb müssten Anbau- und Bewirtschaftungsstrategien immer bestmöglich an die örtlichen Umweltbedingungen angepasst werden.