Frankfurt a.M. (epd). Zwei private Rettungsschiffe haben von Italien die Erlaubnis erhalten, mehr als 400 Flüchtlinge an Land zu bringen. Nach vielen Tagen Ausharren im Mittelmeer erreichte die „Sea-Watch 3“ den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo. Zuerst hätten die medizinischen Notfälle das Schiff verlassen, gefolgt von den unbegleiteten Minderjährigen, teilte die gleichnamige Organisation am Donnerstag mit. Einige der 344 Geretteten waren seit dem 2. Juni an Bord.
Im gleichen Hafen können auch die 92 Geflüchteten an Bord der „Mare Jonio“ der italienischen Organisation Mediterranea Saving Humans an Land gehen. Die Besatzung des Schiffes hatte die Menschen am Pfingstwochenende aus zwei Booten in Seenot gerettet und dringend die Erlaubnis für einen Hafen beantragt. Am Mittwoch hatten die Helfer nach mehrfacher Bitte angekündigt, in Anbetracht schlechter Wetterbedingungen ohne Erlaubnis im Süden Siziliens einen Hafen für die Anlandung anzusteuern, sollten sie nicht sofort einen Hafen zugewiesen bekommen.
Die Besatzung der „Sea-Watch 3“ hatte die Menschen in sechs Einsätzen vom 2. bis 6. Juni an Bord genommen. Am Mittwochabend hatte sie ebenfalls dringend um einen Hafen ersucht. Den Geretteten gehe es von Stunde zu Stunde schlechter, erklärten die Helferinnen und Helfer nach der dritten Evakuierung aus medizinischen Gründen. Insgesamt sieben Gerettete und vier Angehörige mussten als Notfall vom Schiff geholt werden.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Jahren keine Erlaubnisse mehr.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres bislang 810 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Organisationen weigern sich, die Überlebenden nach Libyen zu bringen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, weil ihnen dort Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen.