Studie: Schreibschrift zunehmend ein Problem

Studie: Schreibschrift zunehmend ein Problem
Das Schreiben mit der Hand ist seit Jahren ein Problem in Schulen. Durch die Pandemie haben sich die Schwierigkeiten damit vor allem bei Jungs verstärkt, sagt die Lehrergewerkschaft VBE. Sie fordert mehr Personal für die Schulen.

Berlin (epd). Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat wegen gestiegener Lerndefizite bei Schülerinnen und Schülern während der Pandemie mehr Lehrerinnen und Lehrer für die Schulen gefordert. Die Probleme seien hausgemacht, der Lehrermangel seit Jahren bekannt, sagte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Udo Beckmann, am Dienstag in Berlin zur Vorstellung einer Studie über Defizite beim Handschreiben.

Demnach haben durch Distanz- und Wechselunterricht in der Corona-Pandemie die Schreibkompetenzen und damit zusammenhängende Fähigkeiten weiter gelitten. Insbesondere hätten Jungs Probleme mit der Handschrift, heißt es in der diesjährigen „Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben“ (STEP) des Schreibmotorik-Institutes im Auftrag des VBE. An der Onlineumfrage beteiligten sich den Angaben zufolge knapp 850 Lehrkräfte aus dem Primar- und Sekundarbereich.

Zwar werde der Einsatz digitaler Medien für die Zukunft des Lernens immer wichtiger, sagte Beckmann. Allerdings seien die technischen Möglichkeiten noch nicht so ausgereift, dass sie die Vorteile von Stift und Papier beim Schreiben mit der Hand ersetzen könnten.

Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik-Instituts, plädierte für eine sinnvolle Kombination analoger und digitaler Medien. Schließlich fördere das Schreiben mit der Hand im Gegensatz zum Tippen in die Tastatur zahlreiche kognitive Fähigkeiten, rege Muskeln und Gelenke sowie verschiedene Areale im Gehirn an.

Mehr als sieben von zehn Lehrkräften berichten der Studie zufolge für das Schuljahr 2020/21 von deutlich größeren Problemen bei Schreibstruktur, Leserlichkeit und Schreibtempo. Bei den Jungen, von denen ohnehin die Hälfte Probleme mit Schreibschrift habe, machten drei Viertel der Lehrkräfte einen leichten oder sogar starken Einbruch der Leistung aus. Bei den Mädchen, von denen sich ein Drittel mit dem Schreiben von Hand schwertue, sehen 56 Prozent der Befragten eine leichte bis starke Verschlechterung.

Zwar unterscheiden sich die Zahlen nicht wesentlich von STEP-Studien aus den Jahren 2015 und 2019. Die Verschlechterungen seien jetzt vor allem qualitativer Art mit Blick auf die Gesamtleistungen, sagte Beckmann: „Das Ergebnis ist alarmierend.“ Kinder und Jugendliche, die schon vorher Schreibschwierigkeiten hatten, seien in der Pandemie weiter abgehängt worden.

Fast ein Drittel der Lehrkräfte im Primarbereich und sogar gut die Hälfte der Lehrkräfte im Sekundarbereich sind demnach mit den Leistungen ihrer Schülerinnen und Schüler beim handschriftlichen Schreiben unzufrieden. Im vergangenen Schuljahr fand der Umfrage zufolge mit 48 Prozent knapp die Hälfte der Stunden als Distanz- oder Wechselunterricht statt.

Anfang November 2020 wurde wegen der Corona-Pandemie das Leben in Deutschland ein zweites Mal weitgehend heruntergefahren. Erst ab Ende April 2021 wurden die Maßnahmen gelockert, was jedoch nur bedingt für die Schulen galt.

Diaz Meyer forderte, eine Stunde pro Woche in die Schreibschrift zu investieren. Untersuchungen bei Erstklässlern hätten gezeigt, dass Kinder damit ermüdungsfreier und schneller schreiben könnten.