Frankfurt a.M. (epd). Nach tagelangem Warten darf die „Ocean Viking“ mit 294 aus Seenot geretteten Menschen in Italien anlegen. Das Schiff habe den Hafen von Pozzallo in Sizilien zugewiesen bekommen, teilte die Organisation SOS Méditerranée, die die „Ocean Viking“ betreibt, in der Nacht zum Montag auf Twitter mit.
Für die Flüchtlinge und Migranten, die teils schon seit zehn Tagen auf dem Schiff ausharrten, sei das Warten zermürbend gewesen, betonten die Retter. Aus Verzweiflung sei ein Mann vor dem Erhalt der Nachricht über einen Hafen in Europa ins Meer gesprungen und habe von den Helfern erneut gerettet werden müssen. Eine hochschwangere Frau sei noch notevakuiert worden. Unter den Geretteten waren laut SOS Méditerranée fast 50 Minderjährige, das jüngste Kind drei Monate alt.
Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Aktuell ist noch das deutsche Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ im Einsatz.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres schon rund 720 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Organisationen weigern sich, die Überlebenden nach Libyen zu bringen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, weil ihnen dort Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen.