Limburg (epd). Das Bistum Limburg hat Vorwürfe gegen Bischof Georg Bätzing zurückgewiesen, er habe bei einer Personalentscheidung Interessen von Betroffenen sexueller Belästigung durch einen Priester nicht berücksichtigt. Durch einen Medienbericht sei der Eindruck entstanden, Bätzing würde Betroffene nicht hören, sich auf die Seite von Tätern stellen und Beschuldigte „befördern“, statt sie zu sanktionieren, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme des Bistumssprechers Stephan Schnelle. „Diesem Eindruck muss widersprochen werden.“ Zugleich verteidigte das Bistum die Personalentscheidung, drückte aber Verständnis für die Empörung der Betroffenen aus.
Die Vorwürfe gegen Bätzing, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, gehen auf einen Bericht in der Beilage „Christ & Welt“ der Wochenzeitung „Zeit“ zurück. Darin hatten zwei betroffene Frauen beklagt, dass ein Priester, der sie sexuell belästigt haben soll, von Bätzing mehr als zehn Jahre später zum Bezirksdekan ernannt wurde. Das Bistum bestätigte, Kenntnis von den Vorfällen in den Jahren 2000 und 2007 gehabt zu haben. In dem Artikel bleibt unklar, in welchem genauen zeitlichen Abstand die Vorwürfe erhoben wurden, eine förmliche Ermahnung erfolgte und die Designation zum Bezirksdekan stattfand.
Eine der Frauen, eine Mitarbeiterin des Bistums, habe 2007 dem Bistum gegenüber vorgebracht, dass sie der Priester unter anderem mit Kosenamen betitelt und ihr mit der Hand durch das Haar sowie über den Rücken gestrichen habe. Der Pfarrer sei mit den Vorwürfen konfrontiert und es sei klar formuliert worden, dass ein solches Verhalten zu unterlassen ist, heißt es in der Erklärung.
Im Jahr 2013 habe die Mitarbeiterin den Vorwurf bekannt gemacht, der Priester habe ihr im Jahr 2007 unter das T-Shirt an die Brust gefasst. Der Priester sei auch mit diesem Vorwurf konfrontiert worden, habe dies jedoch bestritten.
Bätzing, der 2016 Bischof von Limburg wurde, habe einige Jahre nach seinem Wechsel ins Bistum vom Fehlverhalten des Priesters und den Vorwürfen erfahren. Daraufhin habe er mit der Mitarbeiterin und mit dem Priester gesprochen. Der Bischof habe ihn 2020 auch mit einem neuen Vorwurf konfrontiert, der sich auf ein Fehlverhalten gegenüber einer weiteren Frau aus dem Jahr 2000 bezog. Laut „Christ & Welt“-Bericht soll es sich bei der Betroffenen um eine evangelische Pfarrerin handeln.
Bischof Bätzing, der seit März 2020 auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, sprach eine Monitio, eine Ermahnung in schriftlicher Form, aus. Der Priester habe für sein Verhalten bei der Mitarbeiterin um Verzeihung gebeten und zeigte laut Bistum glaubhaft Reue. Er setze sich bereits seit Jahren mit seinem Fehlverhalten auseinander.
Nach einer erneuten Prüfung der Vorwürfe und weiteren Gesprächen habe Bätzing den Priester zum Bezirksdekan eines der elf Bezirke der Diözese ernannt. Die Betroffenheit und Empörung der Mitarbeiterin über diese Personalentscheidung seien verständlich, heißt es in der Erklärung. Im persönlichen Gespräch mit der Mitarbeiterin habe Bätzing ihr diese Entscheidung zu vermitteln versucht. Bei der Ernennung zum Bezirksdekan seien sowohl das förmlich missbilligte Fehlverhalten des Priesters und sein Umgang damit berücksichtigt worden wie auch der Umstand, dass die vorschlagsberechtigten Seelsorgerinnen und Seelsorger ein deutliches Votum für die Berufung dieses Priesters zum Ausdruck gebracht hätten. Bätzing sei zu der Einschätzung gekommen, dass eine Berufung zum Bezirksdekan möglich gewesen sei.