Genf (epd). Die Weltwetterorganisation der UN (WMO) befürchtet einen weiteren gefährlichen Schub für den Klimawandel. Es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von fünfzig Prozent, dass der globale Temperaturanstieg in mindestens einem der kommenden fünf Jahre vorübergehend die kritische Marke von 1,5 Grad Celsius überschreiten wird, erklärte die WMO am Dienstag in Genf. Zudem werde es zwischen 2022 und 2026 mit einer Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent mindestens ein neues Hitze-Rekordjahr geben.
Die Staaten hatten sich 2015 im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, den Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Damit sollten die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermieden werden.
Die Klimaforscherin Ricarda Winkelmann erläuterte, ein kurzfristiges Überschreiten der Schwelle hätte noch keine unmittelbar gefährlichen Auswirkungen. „Mit den anhaltenden Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen werden wir aber die Erwärmung voraussichtlich schon bald dauerhaft über 1,5 Grad Celsius treiben“, sagte die Wissenschaftlerin vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Dadurch würden immer mehr irreversible Prozesse angestoßen, etwa das Schmelzen der Eisschilde Grönlands und der Westantarktis, führte Winkelmann aus. Künftige Generationen wären dann in den nächsten 2000 Jahren einem langsamen, aber unaufhaltsamen Anstieg des Meeresspiegels um mindestens zwei Meter ausgeliefert. „Eine kleine zusätzliche Erwärmung kann also tatsächlich einen großen Unterschied machen“, sagte die Forscherin. „Es ist höchste Zeit zu handeln.“
Die WMO bezieht sich in ihren Ausführungen auf die meteorologische Behörde Großbritanniens, die die Daten bereitstellt. Die WMO gehört zu den Vereinten Nationen und sitzt in Genf.