Berlin (epd). Die Hungersnot in Ostafrika droht laut Oxfam wegen des Ukraine-Krieges in Vergessenheit zu geraten. Das Leid in Kenia, Somalia, Äthiopien und dem Südsudan bekomme zu wenig Aufmerksamkeit, sagte die Einsatzleiterin für die Hungerkrise in Ostafrika, Margret Müller, am Dienstag. Geber widmeten für andere humanitäre Krisen vorgesehene Gelder für die Ukraine-Hilfe um oder zögerten die Zahlung hinaus. Nach Angaben der Organisation haben 24 Millionen Menschen in der Region nicht genug zu essen.
In Teilen Somalias, Kenias und Äthiopiens herrscht derzeit eine schwere Dürre. Derweil kommt es im Südsudan wegen heftiger Regenfälle zu Überschwemmungen. Durch den Klimawandel bedingte Extremwetterereignisse hätten lebenswichtige Ernten und Weideflächen in Ostafrika zerstört, sagte die Oxfam-Referentin für Humanitäre Hilfe, Lea Wende. Sie sprach von einer „komplexen regionalen Hungerkrise“, für die außer dem Klimawandel auch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die steigenden Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Krieges verantwortlich seien.
Hält die Dürre an, droht laut Oxfam eine weitere Verschärfung der Hungerkrise. Demnach könnte die Zahl der akut von Hunger bedrohten Menschen auf 28 Millionen steigen. Bereits jetzt verende Vieh, allein in Äthiopien seien seit Januar 1,4 Millionen Nutztiere gestorben. „In Kenia sagen viele Menschen: 'Im Moment sterben die Tiere, aber wir wissen, dass bald die Kinder sterben werden'“, berichtete die Ostafrika-Einsatzleiterin Müller. In der ganzen Region sei ein Anstieg von Kinderehen zu beobachten, damit weniger Heranwachsende in den Haushalten ernährt werden müssen.
Müller forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, mehr Geld für die Nothilfe in der Region bereitzustellen. Von benötigten sechs Milliarden US-Dollar (5,7 Milliarden Euro) seien erst zehn Prozent finanziert. Langfristig müsse auch in den Bau neuer Brunnen oder eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft investiert werden. Doch zunächst gehe es um Nothilfe. „Wir müssen im Moment Leben retten“, sagte Müller.