Sudan: Sicherheitskräfte überfahren Demonstranten

Sudan: Sicherheitskräfte überfahren Demonstranten

Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan haben Sicherheitskräfte Medienberichten zufolge erneut Gewalt gegen Demonstranten eingesetzt. Ein Mann sei getötet worden, als ein Fahrzeug von Sicherheitskräften in der Hauptstadt Khartum in eine Menschengruppe gerast sei, berichtete die unabhängige Online-Zeitung „Sudan Tribune“ am Freitag. Seit mehreren Monaten kommt es im Sudan verstärkt zu Protesten gegen die regierende Militärjunta, die blutig niedergeschlagen werden.

Bewaffnete Männer in ziviler Kleidung hätten Demonstranten am Donnerstag auseinandergetrieben, bevor diese den Sitz der Übergangsregierung erreichten. Zudem sei ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in die Menge gefahren und habe dabei einen Demonstranten am Kopf und an der Brust so schwer verletzt, dass er starb.

Seit einem Militärputsch im Oktober sind der Ärztevereinigung CCSD zufolge 95 Zivilisten bei Protesten getötet worden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte in der vergangenen Woche kritisiert, Sicherheitskräfte hätten seit Dezember hunderte Personen eingesperrt, verschwinden lassen oder misshandelt, weil sie gegen die Herrschaft des Militärs protestiert hatten.

Trotz harten und teils brutalen Vorgehens gegen Kritikerinnen und Kritiker setzen die Menschen im Sudan ihre Proteste seit Monaten fort. Sie fordern eine demokratische Regierung und den Rückzug des Militärs. 2019 hatte das Militär den langjährigen Herrscher Omar al-Baschir abgesetzt und unter internationaler Vermittlung einen Übergangsrat aus Zivilisten und Soldaten gebildet. Ende Oktober nahm das Militär die am Rat beteiligten Zivilisten jedoch fest und übernahm die Macht.