Berlin (epd). Die Arbeitsmarktforscherin Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat verstärkte Bemühungen um die Integration von geflüchteten Frauen aus der Ukraine gefordert. Nötig sei vor allem finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuung und Sprachkurse, sagte sie am Donnerstag bei einer Gesprächsrunde des Berliner Mediendienstes Integration.
Bei der Verteilung der Flüchtenden aus der Ukraine müssten verstärkt die Qualifikationen der Betroffenen berücksichtigt werden, mahnte Kosyakova. Die erfolgreiche Integration der Frauen hänge entscheidend vom Spracherwerb und der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse ab.
Die Sozialwissenschaftlerin Ildikó Pallmann vom „Minor Projektkontor für Bildung und Forschung“ warnte, der Wunsch vieler Frauen, rasch eine Beschäftigung zu finden, erhöhe das Risiko ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse. „Wichtig ist, sie nicht direkt nach dem Motto 'Schnelle Vermittlung' in den Niedriglohnsektor, sondern adäquat zu vermitteln“, sagte Pallmann. Sie forderte überdies Transparenz und Schnelligkeit bei der Anerkennung der Berufsabschlüsse.
Mehr als 80 Prozent der rund 400.000 von der Bundespolizei erfassten ukrainischen Geflüchteten in Deutschland seien Frauen, teilte der Mediendienst Integration unter Berufung auf eine Umfrage des Bundesinnenministeriums mit. Knapp 60 Prozent von ihnen seien gemeinsam mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen. Rund 90 Prozent der Frauen war demnach in der Ukraine berufstätig oder in Ausbildung.
Bisher gibt es keine genaue Zahl der nach Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer. Da es keine regulären Grenzkontrollen gibt, erfasst die Bundespolizei nicht alle Kriegsflüchtlinge. Im Ausländerzentralregister wurden bis Ende April rund 610.103 Menschen erfasst, wie das Bundesinnenministerium am Donnerstag mitteilte.