EKD-Ratsvorsitzende: Ukraine bei Überlebenskampf unterstützen

EKD-Ratsvorsitzende: Ukraine bei Überlebenskampf unterstützen
Die Kirchen befinden sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine in einem Dilemma. Frieden bleibt ihr Kernthema. Aber wo Menschen rohe Gewalt erfahren, hätten sie alles Recht, sich zu verteidigen, betont die EKD-Ratsvorsitzende Kurschus.

Frankfurt a.M. (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, unterstützt die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine. Zwar habe sie „höchsten Respekt vor allen, die für sich selbst auf die Option der Gewaltlosigkeit setzen“, sagte die westfälische Präses am Mittwoch dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“: „Aber ich erkenne die jetzt beschlossenen Waffenlieferungen als Mittel an, die Ukraine bei ihrem Überlebenskampf zu unterstützen.“

Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer bekräftigte dagegen sein Nein zu Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Er ist Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Kurschus erklärte, wo ein Land und seine Menschen wie in der Ukraine rohe Gewalt und blankes Unrecht erfahren, hätten Menschen alles Recht, sich zu verteidigen. Und sie hätten das Recht, um Hilfe zu bitten, auch um Hilfe zur Selbstverteidigung, fügte die Präses der evangelischen Kirche von Westfalen hinzu.

Dagegen bekräftigte der mitteldeutsche Landesbischof Kramer seine Aussagen als EKD-Friedensbeauftragter. In der Vielfalt der Kirche müsse es Debatten um die richtige Haltung zum Krieg geben dürfen, sagte Kramer am Mittwoch in Naumburg zum Auftakt der viertägigen Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Er sei persönlich weiterhin gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete.

In der Nachfolge Jesu Christi stehe die Kirche immer auf der Seite der Opfer, sagte Kramer. Christus habe Gewaltlosigkeit gepredigt. Andererseits wisse auch er, dass sich in dieser schwierigen Frage derjenige schuldig mache, der Waffen liefere. Denn mit diesen Waffen werde getötet. Und auch jene würden Schuld auf sich laden, die nicht zu helfen bereit seien.

Kramer äußerte sich persönlich betroffen von scharfer Kritik an seinen Äußerungen in der öffentlichen Debatte. Teilweise sei er bewusst missverstanden worden, nachdem er Fragen gestellt habe, aber keine Lösungen habe anbieten können.

Auch Kurschus verwies auf die wachsende Sorge, dass mit einem Mehr an Waffen auch mehr Krieg gesät werde: „Das Recht wiederherzustellen und echten Frieden zu gewinnen: Das vermögen Waffen allein nicht.“ Ohne eine politische Strategie, die den Einsatz der Waffen begleitet, werde es kein „Danach geben, in dem wir wieder gut miteinander leben können“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende.