Bonn (epd). Die ursprünglich im russischen Kasan geplante 45. Sitzung des Unesco-Welterbekomitees wird wegen des Ukraine-Krieges verschoben. Das Treffen sollte eigentlich vom 19. bis 30. Juni stattfinden, wie die Deutsche Unesco-Kommission in Bonn am Freitag mitteilte. Ein neuer Termin für die Sitzung ist noch nicht bekannt. Derzeit hat Russland im Unesco-Welterbekomitee den Vorsitz inne.
Der Generalsekretär der Deutschen Unesco-Kommission, Roman Luckscheiter, betonte, dass es sich bei der Verschiebung der Sitzung nur um einen „Zwischenschritt“ handeln könne. „Die Brutalität des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und das daraus resultierende unermessliche menschliche Leid stehen im größtmöglichen Widerspruch zu den Zielen und Aufgaben der Unesco, zu denen sich alle Mitgliedsstaaten bekannt haben“, sagte er. Man halte es „weiterhin für undenkbar, die Sitzung in Russland oder unter Vorsitz Russlands abzuhalten, solange Russland diesen Krieg führt und damit das ukrainische Kultur- und Naturerbe gefährdet, zerstört und so die Welterbekonvention bricht“.
Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation Unesco ist den Angaben zufolge das wichtigste mit der Umsetzung der Welterbekonvention betraute Gremium. In seinen Sitzungen entscheidet es unter anderem über Neueinschreibungen in die Welterbeliste, Einschätzungen zum Erhaltungszustand der Welterbestätten, die Liste des Welterbes in Gefahr, den Welterbefonds sowie diverse thematische Programme. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.154 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 51 Welterbestätten. Auf der nächsten Sitzung des Welterbekomitees soll unter anderem über die Welterbe-Nominierung des Jüdisch-Mittelalterlichen Erbes in Erfurt entschieden werden.
Die Unesco überwacht auch die Zerstörung von Kultur- und Naturerbe in der Ukraine. Laut einer Mitte April veröffentlichten Erhebung wurden in der Ukraine durch den Krieg fast 100 religiöse Gebäude und Kultureinrichtungen beschädigt oder zerstört.