"Dass aus der christlichen Botschaft eine solche Bejahung von Krieg und Gewalt folgt, halte ich mit der Grundbotschaft nicht für vereinbar", sagte Jung in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Samstag). Patriarch Kyrill I. hatte sich hinter Russlands Präsident Wladimir Putin gestellt und den Krieg als Verteidigung "traditioneller christlicher Werte" befürwortet.
Jung hatte Kyrill bereits auf der jüngsten Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im März zur Umkehr aufgerufen. Von Karfreitag gehe die Botschaft aus, "sich an die Seite von Leidenden und Opfern zu stellen und alles zu tun, damit Menschen nicht weiter Opfer darbringen müssen", sagte Jung der FAZ. Mit der Osterbotschaft sei verbunden, auf die Seite des Lebens zu treten und alles zu tun, was dem Leben diene. "Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Das ist der klare Auftrag."
Der Kirchenpräsident regte auch eine Neuausrichtung der evangelischen Friedensethik an. "Wir sind nicht in einer erlösten Welt. Es gibt Situationen, in denen man in einer Ultima Ratio dem Bösen unter Umständen mit Gewalt entgegentreten muss". Das gelte etwa für das Selbstverteidigungsrecht, das die Ukrainer im Moment "völlig legitim" in Anspruch nähmen. Allerdings sei mit Waffen allein Frieden nicht wirklich herzustellen und zu sichern, sagte Jung.