Genf (epd). Der Lutherische Weltbund (LWB) hat in seiner Karfreitagsbotschaft vor Resignation und Mutlosigkeit in Zeiten des Krieges in Europa gewarnt. In der Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu werde Gott sichtbar, „der größer ist als unser menschliches Herz“, erklärte Pröpstin Astrid Kleist, LWB-Vizepräsidentin der Region Mittel und Westeuropa, von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Die Karfreitagsbotschaft enthalte auch die Illusion von menschlicher Gerechtigkeit, dass dem Guten Gutes widerfahre und dem Bösen Böses, fügte Kleist hinzu: „Sünder wie Gerechte erleiden das Kreuz. Doch Jesu Tod zwischen den beiden Übeltätern offenbart Gottes Gnade“, so die Theologin mit Blick auf die biblische Überlieferung, der zufolge Jesus zwischen zwei Kriminellen am Kreuz hingerichtet wurde.
Karfreitag bringe das Unrecht vor Gott, das ungerechte Töten und das ungerechte Sterben, erklärte Astrid Kleist mit aktuellem Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: „Das Leiden Jesu und das Leiden der Menschen wird eins. Passionsgeschichten allerorten - und mitten darin der Gott der Gnade.“ Jesus schreie nicht: „Schaffe mir Recht!“ Stattdessen: „Vater, vergib, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Am Ende rufe Gott aus dem Dunkel des Todesschattens zu neuem Leben.
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft von lutherischen Kirchen. Er wurde 1947 gegründet und zählt heute nach eigenen Angaben 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern weltweit, denen über 77,8 Millionen Christinnen und Christen angehören.