Högel-Prozess: Richter fragt nach Morden in Delmenhorst

Högel-Prozess: Richter fragt nach Morden in Delmenhorst

Oldenburg (epd). Im Prozess gegen sieben ehemalige Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel hat der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann am Donnerstag weiter den Ex-Krankenpfleger zu den Morden im Krankenhaus Delmenhorst befragt. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob Kolleginnen oder Kollegen etwas mitbekommen oder geahnt haben könnten. Der Richter fragte den Zeugen Högel auch nach dessen Lebensumständen zu dieser Zeit. Högel hatte bereits mehrfach von persönlichen Problemen, Alkohol- und massiven Medikamentenmissbrauch berichtet. (Az.: 5 Ks 20/16).

Wiederholt betonte Högel, dass er bis zum Schluss von Kollegen nie direkt auf mögliche Taten angesprochen worden sei. Allerdings habe er seinem „besten Freund“, der lange Zeit mit Högel zusammengearbeitet hat, nach seinem Entlassungsgespräch in Oldenburg gesagt, er habe „Mist gebaut“ und Dinge getan, die er nicht hätte tun dürfen. Dieser Freund könne zumindest etwas geahnt haben. Allerdings hätten die beiden nie über konkrete Taten gesprochen.

Högel steht gegen seine früheren Vorgesetzten als Zeuge vor Gericht. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hätten sie die Mordtaten Högels mit an „Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ verhindern können. Allen Angeklagten sei von bestimmten Zeitpunkten an klar gewesen, dass von Högel eine Gefahr für die Patienten ausgehe. Zur Verhandlung stehen drei Tötungsdelikte in Oldenburg und fünf in Delmenhorst.

Unter den Angeklagten sind Ärzte, Verantwortliche aus der Pflege und ein früherer Geschäftsführer. Ihnen wird Beihilfe zur Tötung durch Unterlassen vorgeworfen. Der Ex-Krankenpfleger Högel war im Juni 2019 vom Oldenburger Landgericht zu einer lebenslangen Haft wegen 85 Morden verurteilt worden. Bereits 2015 war er wegen weiterer Tötungen verurteilt worden. Er hatte Patienten mit Medikamenten vergiftet, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er als Lebensretter glänzen.