Düsseldorf (epd). In Erinnerung an den Juristen Martin Gauger (1905 - 1941), der aus christlichen Gründen den Eid auf Adolf Hitler verweigerte, haben Theologen und Juristen dazu aufgerufen, auch in der gegenwärtigen Kriegssituation Gewissensentscheidungen zu treffen. Der Präses der rheinischen Landeskirche, Thorsten Latzel, sprach sich für die Lieferung von Verteidigungswaffen an die Ukraine aus. Zugleich unterstrich er, dass sie keinen Frieden schaffen würden.
„Ein Friede kann nur durch politische Maßnahmen und ein System von Gerechtigkeit in und zwischen Staaten entstehen“, sagte Latzel am Dienstag. Waffen seien jetzt aber notwendig, um die Kämpfe zu beenden und Voraussetzungen für Verhandlung zu schaffen.
Martin Gauger (1905 - 1941) ist einer der kaum beachteten Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur. Gerade als Jurist sei sein Mut besonders zu würdigen, sagte die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs Nordrhein-Westfalen, Barbara Dauner-Lieb. Sie plädierte dafür, angehende Juristen in Unis und Referendariat zu begründeter Kritik an Gesetzen zu ermutigen. Sie bezeichnete Gauger als Vorbild und „unbesungenen Helden“ der NS-Zeit.
Latzel räumte ein, dass auch die Kirchen sich bislang nicht darum bemüht hätten, angemessen an Gauger zu erinnern. Martin Gauger stammt aus einer gläubigen protestantischen Familie in Wuppertal, studierte Jura und wurde Staatsanwalt. Mit 29 erkannte er, dass in der NS-Regierung „Verbrecher am Werk“ seien. Er sah sich daher außerstande, wie jeder Beamte den Eid auf Hitler zu schwören. Zudem verweigerte er den Kriegsdienst. Er versuchte noch über den Rhein in die Niederlande zu fliehen, wurde aber dort von den deutschen Besatzungstruppen gefangen, in Konzentrationslager deportiert und 1941 ermordet.